SOUND OF SMOKE – Phases
Retro ist in, aber selten wird Retro so konsequent praktiziert wie auf „Phases“ (Tonzonen Records), dem zweiten Longplayer des Quartetts Sound Of Smoke aus Freiburg im Breisgau. Die Band um Frontfrau Isabelle Bapté ist musikalisch am falschen Platz verortet – und das ist gut so! Wer schon in den 70ern Musik gehört hat und auf klassische Genrebands wie Jefferson Airplane, Black Sabbath oder Led Zeppelin steht, wer es psychedelisch mag, Hard- und Classic Rock Vibes liebt und auf Soul und Bluesrock steht, der sollte, nein, der muss (!) sich mit „Phases“ beschäftigen. Denn Phases ist ein großartiges Album geworden, das schon viel öfters im Player gelandet ist, als es normalerweise für eine Rezension notwendig und üblich ist.
Das liegt unter anderem am Songwriting und den Arrangements. Neben der klassischen Rockbesetzung gibt es nicht nur ein paar Synths zu hören, sondern insbesondere eine wunderbare Hammondorgel mit typischem Leslie-Sound und als Überraschung hin und wieder eine Flöte, die für leicht orientalische Einflüsse sorgt. Blues trifft Stoner Rock, Kraut meets schwebende, psychedelische Klangwelten, aber auch Indie-Vibes sprühen aus den Rillen, wie zum Beispiel im Gute-Laune-Stück ‚Ocean Drive‘. Auch hier eine nicht ganz passende zeitliche Verortung, ist der Song doch die perfekte Sommernummer für den Strand. Abwechslung wird groß geschrieben, und doch passt alles, wirkt das Album wie aus einem Guss und überzeugt neben dem Songwriting auch durch punktgenaue Performances, äußerst starken Gesang mit Power und Soul in der Stimme, kleinen, musikalischen Spielereien am Rande und der für diese Musik so wichtigen Seele. Schön auch die dezenten, aber wunderbar passenden Effekte wie der Hall auf Isabelle Baptés Vocals und die psychedelischen Echospielereien auf den Gitarren. Hier stimmt einfach alles.
Das Erstaunliche: Es gibt keinen Durchhänger. Jeder der elf Songs packt, fesselt, inspiriert. ‚Candy‘ überrascht mit dem eigebauten Zucker-Werbespot, auch wenn es hier eher um eine andere weiße Substanz geht. Die Pilze auf dem Albumcover wirken entsprechend äußerst passend für diesen nostalgischen Trip durch die Zeit. Phases hat jede Menge Phasen. Phasen mit kurzen instrumentalen Jams, Phasen mit verklärtem Mond, der fahles Licht auf stimmungsvolle Szenenbilder wirft wie zum Beispiel die ‚Desert Road‘ oder ‚Empty Streets‘. Manchmal wünscht man sich beinahe, die Band würde noch etwas länger jammen oder experimentieren, denn die Songs sind alle relativ kompakt. Vertrackte, zugejamte Longtracks sucht man (leider) vergeblich.
‚(Ain’t Searchin‘ For A) Preacher‘ heißt es im letzten Song, wenn spacige Gitarren durch den Äther wabern. Nein, einen Priester brauchen wir nicht. Aber wir brauchen Sound Of Smoke. Und zwar jede Menge davon.
Note: 1-
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