Fluid Existential Inversions
„Fluid Existential Inversions“ (Metal Blade) lautet der nicht ganz unkomplizierte Name des fünften Longplayers von Intronaut. Auch wenn nicht eindeutig geklärt werden kann, was die Band mit dem Titel vermitteln möchte, lässt sich dieser auf die Geschehnisse seit dem letzten Album beziehen. Denn zwischen „The Direction Of Last Things“ (Century Media) und „Fluid Existential Inversions“ liegt mit fünf Jahren der bisher größte Abstand zwischen zwei Veröffentlichungen. Dies hängt auch damit zusammen, dass bei den aus Los Angeles stammenden Musikern wortwörtlich viele existentielle Punkte im Fluss waren.
Zwar waren einige der Songs bereits kurz nach dem Release des Vorgängers geschrieben, doch standen andere Hindernisse im Weg. Gitarrist und Sänger Sascha Dunable war ausgebrannt und wusste zeitweise nicht mehr, ob er die Kraft für die Band, das Touren und das Songwriting aufbringen kann. Hinzu kam eine Veränderung am Schlagzeug. Alex Rudinger (Whitechapel) ersetzte Danny Walker. Ebenso suchten sich die vier Jungs ein neues Label und wechselten zu Metal Blade. Dem musikalischen Anspruch tun diese Veränderungen jedoch keinen Abbruch. Intronaut treten selbst mit der Herausforderung an, dass das Album sie zu neuen musikalischen Höhen führen und mit ihren eigenen Konventionen brechen soll. So wollen sie zur Essenz des Progressive Metal vordringen.
Das schaffen sie auch gleich zu Beginn. Nach einem bedrückenden Intro beginnt „Cubensis“ mit einem im ersten Moment verstörenden Schlagzeug- und Gitarre-Part, dessen Rhythmus sich erst erschließt, wenn sich der Track in seiner vollen Wucht entfaltet. Nach dem trotz seines düsteren Anfangs besonnener gehaltenen „The Cull“ kommt „Contrapasso“ mit einem schwergewichtigen Metal-Riff daher. Dieses scheint selbst in ruhigeren Passagen immer wieder durch und reißt den Song schließlich wieder in härtere Gefilde. Der für „Fluid Existential Inversions“ bereits vorab angekündigte Einsatz eines Synthesizers wird schließlich im Gesang in „Speaking of Orbs“ besonders deutlich sowie im nachfolgenden „Tripolar“ als atmosphärisches Stilmittel verwendet. Obwohl es für die Band ein bewusst neues Element ist, setzen sie es gekonnt und pointiert ein, ohne sich in Spielereien zu verheddern oder es in den Vordergrund zu rücken.
Auch bei den letzten drei Tracks bleiben Intronaut ihrer Linie treu: komplexe Songstrukturen und harte Brüche, bei denen Extreme-Metal auf ruhige Passagen mit seichten Jazz-Anleihen in den Bass-Läufen folgt. Gepaart wird dies mit starken Gitarrenriffs und einem dominierenden Schlagzeug, wobei Neumitglied Alex Rudinger seinen Job ausgesprochen gut erledigt.
Die lange Pause und die Veränderungen scheinen Intronaut gut getan zu haben. „Fluid Existential Inversions“ sprüht vor Abwechslung, Spielfreude und Ideen. Dadurch werden sie ihren eigenen hohen Ansprüchen gerecht und ihr neuestes Werk kann bereits jetzt zu den Progressive-Highlights des Jahres 2020 gezählt werden.