Mind Over Depth
Kaum zu glauben, aber Robin Armstrong hat mit „Mind Over Depth“ nun bereits das siebte (!) Album seines Cosmograf-Projekts veröffentlicht. Seit 2011 existiert das Projekt bereits, wobei das Vorgängeralbum „The Hay-Man Dreams“ ein wenig einen Neubeginn signalisierte. Nachdem die ersten fünf Alben traditionellen Neoprog a la IQ oder Saga mit Sci-Fi-Konzept-Lyrics und spacigen Synthie-Arrangements boten, begann sich Armstrong mit dem letzten Album eher in Richtung düsterer New Artrock und ganz speziell ins Fahrwasser von Steven Wilson zu begeben.
Das neue Album führt die begonnene Marschrichtung konsequent fort und addiert diesmal sogar für Cosmograf-Verhältnisse ungewohnt harte Alternative-Metal-Gitarren und Leprous-ähnliche Pathos-Vocals (siehe ‚Godspeed‘). Das sorgt leider noch ein wenig mehr als beim Vorgänger dafür, dass der eigentlich recht eigenständige Stil der frühen Alben verwässert und stattdessen ein wenig Standard-Prog-Kost aufgetischt wird. Auf der Habenseite muss man Cosmograf zugestehen, dass das Album exzellent klingt und Armstrong sich gesanglich stark gesteigert hat. Vom Knödeln der Frühphase ist hier nichts mehr zu hören, Armstrong präsentiert sich hier fast durchweg souverän – nur die hohen LaBrie-Parts in ‚Sharks‘ klingen eher nach Roger Waters, dem gerade Gilmour den Bentley über den Fuss gefahren hat. Mit fünf Songs zwischen knapp sieben und zwölf Minuten Spielzeit macht es sich „Mind Over Matter“ auch in kompositorischer Hinsicht nicht leicht, dennoch finden sich ausreichend eingängige Parts, die wieder sofort ins Ohr gehen. Die typischen Prog-Metal-Frickelparts erspart sich Armstrong glücklicherweise weiterhin, auch die Gitarrensoli bleiben angenehm melodisch.
Es ist ja an und für sich immer lobenswert, wenn ein Künstler sich nicht auf dem Status Quo ausruht. Im Fall Cosmograf führt die Weiterentwicklung aber leider zu einem weniger originellen, stromlinienförmigeren und gesichtsloseren Sound, wie ihn aktuell viel zu viele andere Bands in ähnlicher und auch höherer Qualität präsentieren. Das macht „Mind Over Depth“ zwar zu keinem schlechten Album, aber Armstrong fügt dem mittlerweile eben recht ausgelutschten Genre auch nichts Wichtiges hinzu. Somit haben wir es hier mit einem deutlich schwächeren Release als beispielsweise „The Unreasonable Silence“ zu tun. Es wäre dem sympathischen Armstrong zu raten, lieber wieder auf eine eigene Identität zu setzen als zu versuchen, dem Prog-Metal-Standard 08/15 nachzueifern. Zu beziehen bei Just for Kicks.