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METAKLAPA – Großes Kino in der Kirche

Die Bordsteine im Dorf sind bereits hochgeklappt, als sich der Verfasser dieser Zeilen auf den Weg nach Nürnberg macht. Ziel ist die Kirche St. Egidien, in der zu nachtschlafender Zeit ein besonderes Konzert stattfindet. Zugegeben, normalerweise meidet unser Redakteur solche Orte, wenn nicht gerade eine Hochzeit in der Familie oder im Bekanntenkreis ansteht. Doch heute ist er im Auftrag der Kunst unterwegs.

Das kroatische Sextett Metaklapa kombiniert Songs von Iron Maiden mit dem dalmatinischen Klapa-Gesang. Die Wurzeln dieses Musikstils liegen im liturgischen Kirchengesang. Die Themen sind Liebe, Wein und Ernte, Heimat und Meer. Die Musik lebt von Harmonien und Melodien, der Rhythmus spielt eine untergeordnete Rolle. Die UNESCO hat den Klapa-Gesang 2012 in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Metaklapa gibt an diesem Abend ein Konzert im Rahmen des ION-Musikfestes in Nürnberg.

Die Kirche wird pünktlich erreicht, vor der Pforte hat sich bereits eine Menschenmenge versammelt, welche auf den Einlass wartet. Gefühlt maximal 6,66% geben sich durch ihr Äußeres als Metalheads zu erkennen. Die meisten wirken in ihren Hemden, Blusen und Leinenhosen eher wie Besucher eines Gottesdienstes oder eines klassischen Konzertes.

Pünktlich um 23 Uhr stellen sich die sechs Sänger von Metaklapa vor dem Altar auf und beginnen das Konzert mit ‚Aces High‘ vom 1984er Album „Powerslave“. Hat der Song im Original viel Wumms und geht ordentlich nach vorne, zeigt Metaklapa, dass man diesen und andere Songs von Iron Maiden auch ganz anders und ungewohnt singen kann. Hervorragend phrasiert steigert sich der Song vom gefühlvollen Pianissimo bis zum kraftvollen Fortissimo. Die Akustik der Kirche scheint wie geschaffen für den kroatischen Chor. Eine aufwendige Gesangsanlage mit Mikrofonen ist hier nicht nötig. Das Sextett füllt den Raum allein mit seinen sechs Stimmen. Stimmungsvolles Licht verleiht der Veranstaltung eine besondere Note.

Bereits der erste Song sorgt für tosenden Applaus in der gut gefüllten St. Egidien Kirche. Weiter geht es mit ‚Flight Of Icarus‘ und ‚Hallowed Be Thy Name‘. „Somebody cries from a Cell, „God be with you“, If there’s a God, why has he let me go?…“ Nach ‚Wasted Years‘ („Somewhere In Time“, 1986) tritt ein Moderator vor das Publikum und erklärt, Metaklapa bräuchte eine kleine Pause. Der Gesang für die Tenorlage sei bei den Songs von Iron Maiden sehr anspruchsvoll und anstrengend. Das merkt man dem Sänger aber zu keinem Zeitpunkt des 80-minütigen Konzerts an. Der Moderator erläutert auch die Entstehungsgeschichte des Chores. 2022 trat Metaklapa im Rahmen des Wacken Open Airs in der Kirche in Norddeutschland auf.

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Es geht weiter im Programm. Mit ‚Da Bi Udrile Sve Fortune‘, ‚Svit Se Konča‘ und ‚Dalmatino, Povišću Pritrujena‘ bieten das Sextett nun traditionellen Klapa-Gesang. Gebannt dreht sich das Publikum um und blickt nach oben zur Empore, wo Metaklapa neben der Orgel Platz genommen hat. Obwohl kaum jemand die Texte versteht, wird die Darbietung mit anhaltendem Applaus belohnt.

Es folgen ‚Blood Brothers‘ und andere Songs aus dem umfangreichen Repertoire von Iron Maiden. Die besondere Art der Darbietung sorgt nicht nur bei mir für Gänsehaut. Den drei anwesenden Generationen scheint es ähnlich zu gehen. Jeder Song wird bejubelt und beklatscht. Die sechs gestandenen Männer sind sichtlich gerührt von der tollen Stimmung an diesem Abend. Aber es passt auch alles zusammen. Viele der Besucher hatten in der Vergangenheit eher weniger Berührungspunkte mit Heavy Metal und feiern nun Songs wie ‚Brave New World‘ und ‚The Evil That Men Do‘. Die Veranstalter haben mit der Verpflichtung von Metaklapa zu 100% ins Schwarze getroffen.

Mit ‚Fear Of The Dark‘ geht es auf die Zielgerade. Ist es während des Liedes mucksmäuschenstill in der heiligen Stätte, so gibt es am Ende die verdienten Standing Ovations des Publikums und sogar die eine oder andere „Pommesgabel“ wird in die Höhe gereckt. Mit der Zugabe ‚Run To The Hills‘ geht ein großartiger Konzertabend in der St. Egidien Kirche zu Ende. Ein Clash zweier Musikstile hat Menschen, die kulturell eigentlich eher gegensätzlich unterwegs sind, gemeinsam feiern lassen.

Photo Credit: Philip Kreibig

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