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Machine Messiah

Sepultura, die Könige, die Legenden. Was hat diese Band für überragende Alben veröffentlicht. Wieviele Bands Sepultura beeinflusst hat kann man kaum mehr zählen, Alben wie „Beneath The Remains“ und „Arise“ sind aus den Top 100 der besten Metalalben aller Zeiten nicht wegzudenken. Querelen und Besetzungswechsel, zwanghafte Neuorientierung und die anscheinend zwingende Notwendigkeit, sich der Wurzeln der Band in Brasilien zu erinnern, hat Sepultura auf eine Schlingerkurs zwischen Tribal, Prog, Nu Metal und Hardcore gebracht. Das funktionierte mal schlecht, mal passabel, aber wenn man ehrlich ist, haben Sepultura seit der „Chaos AD“ kein Album mehr veröffentlicht, das von vorne bis hinten instant classic war.
Foodwatch ist eine deutsche Verbraucherschutzorganisation, die jedes Jahr den „Windbeutel des Jahres“ kürt – der Hersteller, der mit seiner Verpackung am meisten versucht, den Verbraucher zu bescheißen. Nun, gäbe es Thrashwatch, dann wäre die Wahl zum Windbeutel des Jahres 2017 bereits im Januar entschieden. Denn mit ihrem an „Arise“ erinnernden Coverartwork möchten Sepultura etwas sagen, was sie aber beim Inhalt nicht eine Sekunde lang halten können und auch gar nicht halten wollen. Denn mit Sepultura hat das, was bei „Machine Messiah“ enthalten ist, nichts aber auch GAR NICHTS zu tun.

Es geht los mit dem Titeltrack, der irgendwie an eine druck- und falsettlose Version einer Halbballade von System Of A Down erinnert. Langsam, zähflüssig, cleaner, tiefer Gesang, der sich langsam zu sepulturaeskem Geshoute steigert, aber immer in Slow Motion bleibt – ein Track, prädestiniert als Abschluß eines Albums in der etwas seltsamen Art, die Sepultura nun schon oft mit ihren eher experimentelleren Abgängen zelebriert haben. Nun gut, man bleibt etwas verwirrt zurück, hofft aber, dass es dann wohl später so richtig losgehen möge. So ist es dann auch, mit dem zweiten Song ‚I Am The Enemy‘ gibt es schön hardcorig-thrashig auf die Fresse. Da fehlen zwar die großartigen Sepultura – Style Riffs, aber was solls, nettes Gedresche, etwas über zwei Minuten.
Spätestens bei ‚Phantom Self‘ wird es dann seltsam. Prog Metal. Hart, ja, fett produziert, aber ohne nachvollziehbare Songstrukturen, Metalcore mit arabischen(!) Samples. Das geht zwar irgendwie ‚Roots Bloody Roots‘ – mäßig durch, aber auch hier fehlt das gewisse straighte Etwas. Bei ‚Alethea‘ geht es genauso weiter. Fett überproduzierte Gitarrenwände ohne Sinn, fiepende kreischende Gitarren, düster und hart, aber ohne Drive, ohne Herz, kalt und langweilig. Wer krass und kalt will, möge sich Fear Factory reinziehen. Das hier ist dagegen ist belanglos und öde.

Das Bild ändert sich danach nicht mehr. Drauflosgeschredder mal langsam, mal etwas schneller, aber ohne Rhythmus und ohne Drive. Eiskalt und zum Himmel schreiend langweilig. ‚Iceberg Dances‘ treibt den Blödfug als Instrumental dann auf die Spitze. Was zum Geier soll das? Muß man den Namen der Legende Sepultura wirklich so komplett diskreditieren? Warum schreibt man denn noch Sepultura drauf, wenn gar kein Sepultura mehr drin ist?

Mit ‚Sworn Oath‘ kommt immerhin noch ein Track, der entfernt an Thrash und Sepultura erinnert. Der Rest pendelt zwischen entweder „nur Groove“ oder „nur Lärm“ oder „nur Gefrickel“ oder „nur Soundwall“. Keine Kohärenz, kein durchgehendes Konzept, und vor allem das allerschlimmste: Keine Songs. Wer den bereits genannten Track ‚Roots Bloody Roots‘ mochte kommt mit dem einen oder anderen Track auf „Machine Messiah“ sicher irgendwie klar. Thrashiges Songwriting und anständiges Riffing haben Sepultura aber ohne die Cavaleras wohl vollkommen verlernt – oder, wie man ja auch schon aus den letzten Alben schließen konnte – man will es gar nicht mehr.

Man wollte sich laut Band von der Maschinisierung der Welt inspirieren lassen. Wenn das bedeutet, dass man ohne Feuer, ohne Herzblut, eiskalt, berechnend und roboterhaft übersteuert klingen wollte: Bitte schön, habt ihr gut hinbekommen. Wer Songs mit Feuer erwartet ist hier jedenfalls gänzlich falsch.“Wir sind bessere Musiker, wenn die Fans bei jedem neuen Album nicht wissen was sie erwartet“ wurde von der Band verlautet. Was für ein Bullshit. Dann bitte demnächst ein nettes Rockalbümchen im Stile von Shania Twain bitte. Kann nur besser sein als dieser Unfug. Klar, 30 Jahre lang dasselbe Album veröffentlichen wie Running Wild muß nun wirklich auch nicht sein, aber dennoch, die Trademark „Sepultura“ wurde nahezu aufgebraucht. Wobei – zwei gute Songs mit ‚Arise‘ oder ‚Refuse/Resist‘ – Feeling würden schon reichen. Aber das wird wohl nichts mehr werden.
Mit ‚Machine Messiah‘, ‚Cyber God‘ und ‚Sworn Oath‘ sind lediglich drei halbwegs passable Songs vorhanden. Von Qualitätsware wie die genannten Referenzsongs der Band sind Sepultura aber mittlerweile meilenweit entfernt.

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