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KISS – Jahresabschluss mit lautem Knall

Der gemeine Konzertjunkie hat es in diesem Jahr nicht leicht gehabt. Verständlich, dass er daher quasi nach jedem Strohhalm greift. So auch an Silvester 2020. Ein Tag, an dem man im Normalfall in guter Runde ohne TV ins neue Jahr feiert.

Die US-amerikanische Hardrock-Band Kiss hat für den Jahreswechsel etwas Besonderes geplant. Vor dem Hotel Atlantis in Dubai soll ein Konzert der Superlative stattfinden und gestreamt werden. In den Vorankündigungen ist zu lesen, dass allein für die Pyroeffekte mehr als eine Million US-Dollar eingeplant sind. Das Konzert wird mit über 50 Kameras aufgenommen und weltweit übertragen.

Da die Tour in Deutschland aus bekannten Gründen nicht stattfinden konnte, ist es ein Leichtes, die Kreditkarte mit knapp 40 Dollar zu belasten. Zugegeben, für ein Konzert am heimischen TV eine nicht so kleine Summe. Aber was macht man nicht alles bei Konzert-Unterversorgung.

Durch die Zeitverschiebung ergibt sich eine günstige Konstellation. Das Konzert fängt um 19 Uhr deutscher Zeit an und soll gegen 21 Uhr zu Ende sein. Das Bier ist gut gekühlt, die Show kann beginnen.

Vor dem eigentlichen Konzert gibt es eine einstündige Doku über die Planung des Events. Natürlich wird gezeigt, dass auch in den Emiraten COVID-19 sehr ernst genommen wird. Das ganze Konzept scheint gut durchdacht zu sein. Alle 400 Crewmitglieder werden durch medizinisches Personal engmaschig getestet.

Sehr abrupt findet dann der Wechsel zum Konzert statt. Es erklingen bereits die ersten Riffs von „Detroit Rock City“, als die Kameras Paul Stanley, Gene Simmons, Tommy Thayer und Eric Singer einfangen. Sowohl Bild- als auch Tonqualität auf dem großen Fernseher sind sehr gut und sorgen von Beginn an für gute Laune auf der heimischen Couch.

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Immer wieder steigen Raketen im Umfeld der großen Open Air-Bühne in den Abendhimmel. Feuer und Rauch gibt es im gewohnten Maß. Wer Kiss schon einmal live erleben durfte weiß, dass die Band mit Effekten noch nie gegeizt hat. Zu diesem Zeitpunkt also eine normale Show der Rockveteranen aus Amerika.

Die Totale zeigt, dass vor der Bühne, welche zum Teil in einen Pool gebaut wurde, kein Publikum vorhanden ist. Interessierte Kiss-Fans hatten im Vorfeld die Möglichkeit, für einen hohen vierstelligen Bereich ein Paket vor Ort zu buchen, um die Show vom Hotelbalkon aus zu sehen. Sehr ungewohnt, aber die Zeiten ändern sich. Kiss scheint diese besondere Situation nicht zu stören. Als Profis liefern die vier an diesem Abend hervorragend ab.

Die Setlist ist angelehnt an die unterbrochene „End Of The Road“-Tour und lässt keine Wünsche offen. Während der etwas über zwei Stunden dauernden Show werden 22 Stücke aus allen Epochen von Kiss gespielt. „Love Gun“ darf ebenso wenig fehlen wie „Black Diamond“ oder auch „Cold Gin“.

Zu „War Machine“ zeigt Bassist Gene wie üblich sein Können als Feuerspucker. Auch sonst gibt es gewohnte Einlagen der Band, die bei unkundigen Menschen für Erstaunen sorgt und den Kiss-Fans die Freudentränen in die Augen treibt. Bis hierhin also immer noch eine normale Show.

Die Zeit vergeht wie im Flug. Das Bier wird weniger, die Stimmung auf der Couch ist weiterhin auf hohem Niveau. Als Schlagzeuger Eric Singer sein Drumpodest verlässt und Platz am Flügel nimmt, werden eifrig die Feuerzeuge aus den Hosentaschen geholt. Mit der Ballade „Beth“ geht es auf die Zielgerade.

Vor dem letzten Song des Abends betritt ein Mitarbeiter der „Guiness World Record Association“ die Bühne. Er verkündet, dass Kiss an diesem Abend zwei Rekorde aufgestellt hat. Mit 35 Meter wurde die höchste Flamme während eines Musikkonzertes erzeugt. Der andere Rekord wird für 66 gleichzeitig gezündete Pyroeffekte vergeben.

Das Timing kann besser nicht sein. Nach der Auszeichnung beginnt ein zehnsekündiger Countdown. Nach Ablauf heißt es „Happy New Year Dubai!“ und es geht ins große Finale des Abends. Zu „Rock and Roll All Nite“ wird aus allen Rohren gefeuert, was das Zeug hält. Während es in Deutschland in vielen Städten ein Böllerverbot gibt, wird auf der Palmeninsel um das Atlantis-Hotel ein professionelles Feuerwerk abgebrannt, was für offene Münder im heimischen Wohnzimmer sorgt. Jetzt zeigt sich, dass die Aussage mit der Million für Pyrotechnik kein leeres Versprechen war.

Noch etwas weniger als drei Stunden bis zum Jahreswechsel in heimischen Gefilden. Zeit um die spektakuläre Show sacken zu lassen, Zeit um sich auf die Konzerte in 2021 zu freuen. „You wanted the best, you got the best!! The hottest band in the World: KISS“.

Photo Credit (TV): Andre Schnittker

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