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Hollywood Vampires

„Listen to them. The children of the night. What music they make!“ Dieses bekannte Zitat aus ‚Dracula‘ steht am Anfang – gesprochen von niemand anderem als dem legendären Sir Christopher Lee. Lee, ja selbst in der Rolle des Grafen Dracula bekannt geworden, stellte hier kurz vor seinem Tode noch einmal seine markante Stimme für Aufnahmen zu einem Rock-Album zur Verfügung. Und dieses Zitat könnte nicht passender sein, geht es doch um Vampire. Genauer gesagt um die Hollywood Vampires.

Ganz so alt wie Dracula persönlich sind diese Vampire noch nicht, aber dennoch steckt viel Geschichte hinter der Band. Mit dem Ausruf ‚Let’s raise the dead‘ im rockigen Opener spielt Alice Cooper natürlich schon nostalgisch auf die lange Geschichte dieser Band an, die doch erst vor drei Jahren gegründet wurde und jetzt ihr Debütalbum vorlegt. Wie das? Die Hollywood Vampires existieren eigentlich schon seit 1972. Damals war die obere Bar eines Clubs auf dem Sunset Strip in L.A. der Treffpunkt für alle Rockstars. Mitbegründer dieser Gruppe mit dem blutsaugenden Namen war niemand anderes als Schockrocker Alice Cooper. Damals war die Voraussetzung für die Aufnahme in den Club, dass der Neuzugang alle anderen Mitglieder unter den Tisch trinken musste. Vor drei Jahren kamen Alice und sein guter Freund Johnny Depp zusammen und beschlossen, dass der Geist der Hollywood Vampires wieder aufleben sollte diesmal ohne Alkoholexzesse, dafür in Form einer richtigen Band. Für das selbst betitelte Debütalbum holten sich die beiden Amerikaner Unterstützung durch den Aerosmith Gitarristen Joe Perry. Doch damit nicht genug: Die Besetzungsliste der Hollywood Vampires ließt sich wie ein Who-Is-Who der Rockstars.

Apropos Who: Das treibende Cover des The Who Titels ‚My Generation‘ eröffnet die Reihe der durchweg gelungenen Coversongs – Generation Cooper. Der Gesang wird auf allen Titel von Alice Cooper übernommen, der hin und wieder Unterstützung durch die AC/DC Rockröhre Brian Johnson oder auch Sir Paul McCartney himself erhält, der seinen eigenen Titel ‚Come And Get It‘ als lässige Rock’n’Roll-Version covert. Joe Perry und Johnny Depp stehen an den Sechssaitern und bekommen beim einen oder anderen Titel noch Gesellschaft von Legenden wie Joe Walsh, der unter anderem durch The Eagles bekannt wurde. Neben zwei neu geschriebenen Stücken präsentieren die Vampire Songs ihrer alten Freunde und Helden. Die Palette reicht vom Led Zeppelin Hit ‚Whole Lotta Love‘ mit wunderbarer Blues-Harmonica, spannendem Keyboard-Unterbau und Brian Johnsons unverwechselbarer Stimme über Jimi Hendrix‚ ‚Manic Depression‘ bis hin zu Alice Coopers eigenem ‚School’s Out‘, das er mal eben locker mit ‚Another Brick In The Wall Part 2‘ vermischt, als habe die alte Pink Floyd Nummer da schon immer hingehört.

Zum Schluss gibt es mit ‚My Dead Drunk Friends‘ dann noch einmal ein Hommage an alle Rockstars, die inzwischen dahingerafft wurden und denen das Album auch gewidmet ist. ‚Standing all alone here in a tavern full of ghosts / it’s three a. m. / we’re back again here’s my toast / the first one goes to rock’n’n roll, the fortune and the fame‘ erinnert sich Alice und erhebt im Song sein Glas in Gedenken an seine Idole und Freunde. ‚So let’s have another for all of my brothers who drank on till they died.‘

Alice Cooper, Johnny Depp, Dave Grohl, Slash, Kip Winger und viele andere geben sich auf diesem Album ein Stelldichein, und sie geben uns eine Dreiviertelstunde Unterricht in ihre vampiristischen School of Rock. Die Cover sind durch die Bank weg frisch und inspiriert umgesetzt. Diesen Vampiren kann niemand fehlendes Herzblut bei der Sache nachsagen. Bissig, spritzig, geschmackvoll. Und wer keine Lust hat, auf Alice Coopers nächstes Studioalbum zu warten, wird hier ebenfalls mit der vollen Breitseite Cooper bedient. Bei der Aufmachung des CD-Booklets hätte man sich hingegen etwas mehr Aufwand gewünscht. Auf die fehlenden Lyrics kann man durchaus verzichten – die meisten Songs sind ohnehin jedem Hardrock-Fan geläufig. Aber dass bei dieser Ansammlung von Stars kein einziges Foto der Mitwirkenden zu finden ist, enttäuscht den Fan schon. Ansonsten dürfte aber jeder Hardrocker mit diesen Vampiren rundum glücklich werden. Nur den Johnny-Depp-Fans sei gesagt: Euer Idol spielt Gitarre. Und das macht er gut. Singen könnt Ihr ihn hier aber nicht hören.

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