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Jess And The Ancient Ones machen richtig schönen klassischen okkulten Metalrock. Da fetzt die rauchige, schön laszive Frauenstimme, da schneiden die Riffs, da groovt und rockt es an jedem Ende. Die Finnen wissen nun einmal, wie man Musik macht.

Was das mit The Exploding Eyes Orchestra zu tun hat? Nun, das ist dieselbe Band. Zumindest zu 75%, denn fünf der sieben Ancient Ones haben sich zusammengetan, um noch mehr Musik zu machen.

Aus dem Umfeld der Band ließ man verlauten, die Songs, die auf dem Debut „I“ von The Exploding Eyes Orchestra zu finden sind, wären die, die die Musiker schätzen, die aber nicht zu Jess And The Ancient Ones passen würden. Für den Hörer ist das a)gut, denn es gibt mehr Material von diesen wirklich begnadet guten Rockern und b) seltsam, da so gut wie jeder der neuen Tracks auch mehr oder weniger problemlos unter dem Jess And the Ancient Ones-Banner stehen könnte.

Natürlich, wenn man hyperaktiv workaholic ist, dann macht man so etwas, und man kann es nicht einmal als Abzocke begreifen, da das Material hervorragend ist. Das letzte Album der Hauptband ist erst ein paar Monate her, offensichtlich will man den üblichen Veröffentlichungsrhythmus nicht zerstören.

Die Schnittmenge zwischen den Charakteristika der beiden Bands ist riesig, also sind wohl die Unterschiede von größerem Interesse.

Etwas weniger metallisch ist das, etwas ruhiger, die psychedelischen Schwaden sind dichter. Es gibt tragende Instrumente wie Orgel und Klavier, wogegen die Gitarren nicht die treibende Kraft sind. Jess hat, auch wenn ihr Gesang unverkennbar ist, etwas mehr Möglichkeiten ihre Bandbreite zu zeigen. Gerade aufgrund sehr ruhiger Tracks wie „Drawing Down The West“ die bei der Hauptband nicht vorkommen, kann Jess möglicherweise noch mehr zeigen, was sie so alles drauf hat. Bei einigen Stücken („Farewell To All-In-One“) fehlt der klare Fokus, sie wirken wie halbwegs spontane Sessions, denen die stringente kompositorische Hand fehlt. Dazu sollte man wissen, dass das nächste Album, irgendwie logisch „II“ betitelt auch schon fertig ist und für Frühjahr 2016 terminiert ist. Gerade bei den etwas inkohärent wirkenden Stücken kommt beim Hörer die Frage auf, ob denn nun wirklich immer ein Aufnahmegerät mitlaufen muß und man selbst einer so guten Band bei immer noch faszinierenden Jamsessions zuhören muß, oder ob man nicht ein bißchen Ballast über Bord hätte werfen können.

Nichtsdestotrotz ist gerade wegen eines Songs wie „My Father The Wolf“ auch The Exploding Eyes Orchestra eine wunderbare Rockband, der man gern zuhört – wenn auch etwas weniger konzentriert als Jess And The Ancient Ones.

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