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Kingdom

Guter Wein muss reifen, gute Musik ebenfalls. Vermutlich hat es deswegen ganze sechs Jahre gedauert, bis das badische Metalcore-Quintett Burning Nations sein Debütalbum vorlegt. Die 2012 veröffentlichte EP „Chasing The Wind“ und die zwei Jahre später nachgelegte Single „Adam’s Fall“ hatten schon angedeutet, wozu die Truppe aus Freiburg in der Lage ist.

Das nagelneue Werk beginnt mit einem instrumentalen Intro, das vor allem von Cello und Piano getragen wird. Fast schon obligatorisch, auch was den ab der Hälfte einsetzenden Beat betrifft. Der erste „richtige“ Song, der wie das Album „Kingdom“ heißt, distanziert sich dann aber deutlichst von den Popcore-Andeutungen und schmettert derart gewaltig drauflos, dass der Hörer bis zur Hälfte annehmen muss, einen Breakdown nach dem anderen serviert zu bekommen. Auf ihrer Releasetour hat die Band unlängst bewiesen, dass der Song im Club für reichlich Stimmung sorgt, auf der CD ist der Bruch nach den sanften Tönen des Intros deutlicher spürbar. Dafür lädt die wiederkehrende Refrainzeile zum Mitbrüllen ein: „Hope for the hopeless, life for the dead, forgiveness for those who truly regret“. Hoffnungsvoll, eingängig und mal nicht nur just-for-fun. Prima!

Melodischer kommt das darauffolgende Lied ‚Fears and Failures‘ daher, das anstelle von brachialen Riffs, eher leichtfüßig und rockig beginnt. Ein angenehm ausgewogenes Songwriting, ergänzt durch Clean-Vocals und eine hervorragende Mischung aus Härte und Leichtigkeit, ohne jemals die Banalität mancher gelangweilter Genreveteranen zu kopieren. In ‚Interlude‘ wird es dann nochmal sanft, der Ohrwurmchorus des nächsten Titels ‚Resurrection‘ bereits angedeutet. Überhaupt packen die fünf Herren auf der zweiten Hälfte noch deutlich mehr gute Ideen aus als davor. Da leitet bei ‚Devotion‘ auch mal eine unverzerrte Gitarre mit jazzigem Schlagzeugbeat im Hintergrund den Song ein. Nicht zu gewollt alternativ, aber doch mit musikalischem Selbstbewusstsein. Auch die kurz darauf einsetzende Trompete bildet die perfekte Ergänzung zu einem hervorragend arrangierten Lied, das sich ganz ohne unnötige Angeberei zu einem der besten des ganzen Albums entwickelt.
Das musikalische Rad wird zwar nicht neu erfunden, aber das muss ja nicht immer sein. Burning Nations machen das was sie da tun mit einer ordentlichen Portion Leidenschaft, die an vielen Stellen deutlich zu hören ist. Alles in allem ein vielversprechendes Debüt, dem hoffentlich noch weitere Veröffentlichungen folgen.

(geschrieben von Michael Seiler)

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