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Inveritas

Aeon Zen sind das Hauptprojekt von Annihilator-Bassist/-Produzent Rich Hinks, und mit „Inveritas“ veröffentlichen sie bereits ihr fünftes Studioalbum. Das dürfte trotz der brtischen Herkunft der Band vor allem für die Fans von typischem US-Prog-Metal interessant sein. Es klingen große Teile des Albums nämlich sehr nach einer weniger pompösen Version des Symphony-X-Sounds gemischt mit ein wenig Alternative Metal und ein paar Anleihen an neuere Fates Warning. Sprich: gefühlvolle Vocals, aggressive Riffs mit Thrash-Kante, verspielte und trotzdem aggressive Drums und jederzeit eingängige Songs trotz gelegentlicher Frickelattacken.

Dass der Bass von Hinks hier oft das dominante Instrument ist, gibt „Inveritas“ eine erfreulich eigenständige und bisweilen regelrecht groovige Note. Im Mittelpunkt der – natürlich von Hinks tadellos produzierten – Scheibe stehen aber klar die jederzeit nachvollziehbaren Gesangslinien, die ebenfalls vom typischen US-Prog-Metal abweichen und bisweilen gar an die frühen King’s X erinnern. Nur „typisch britisch“ klingt hier wahrlich nichts – und das ist mit Sicherheit keine schlechte Sache. Wo sich die Briten-Prog-Szene nämlich immer mehr in New-Artrock-Klischees verliert, kommt eine frische, melodische und schön heavy ausgefallene Progressive-Metal-Scheibe mit gelegentlich eingestreuten Speed- und Thrash-Metal-Elementen nämlich so gelegen wie ein kühles Weizenbier bei 36 Grad Außentemperatur. Die 52 Minuten Spielzeit vergehen wie im Flug und laden sofort zum erneuten Hören ein, und sinnloses Egobefriedigungs-Gedudel gibt’s hier auch nicht – selbst wenn in ‚Another Place That Fits‘ plötzlich entspannter Jazz inklusive Saxophon-Parts, ebenfalls von Rich Hinks eingespielt, erklingt, bevor es zu waschechten Blastbeats weitergeht. Diese Spielereien wirken aber eher wie Farbtupfer und lenken zu keiner Zeit von der klaren Linie ab. Auch wenn’s im Instrumental ‚The Treachery Of Images‘ mal schamlos verfrickelt wird, übertreibt es die Band auf dem Rest des Albums nicht – wobei das möglicherweise Ansichtssache sein wird.

Mit „Inveritas“ haben Aeon Zen ein ziemlich feines Prog-Metal-Album abgeliefert, das mit dem, was aktuell unter dem Genre-Begriff firmiert, nur wenig zu tun hat und genau deshalb umso wertvoller ist. Auch der erfreulich pathosfrei agierende Sänger Andi Kravljaca kann auf ganzer Linie punkten, egal, ob er sich in luftige Höhen schwingt, clevere Harmonien mit sich selbst singt oder mit saftigen Rock-Balls in den mittleren Lagen bewegt. Mehr kann man von einem Prog-Metal-Album eigentlich nicht erwarten – Aeon Zen sind somit ein heißer Tipp für all die, die von „düster-melancholischem Artrock mit Wilson-Gitarren und Tool-Rhythmik“ die Nase gestrichen voll haben. Zu beziehen bei Just For Kicks.

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