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Invention Of Knowledge

Der ehemalige Yes Sänger Jon Anderson veröffentlicht gemeinsam mit dem Flower Kings Gitarristen Roine Stolt ein Prog-Album. Das hört sich für die Fans nach einem Weihnachtsfest im Juni an. Die Idee, Anderson und Stolt ein gemeinsames Projekt aufnehmen zu lassen, geht auf Thomas Waber zurück, Chef des Prog-Labels InsideOut. Angeblich wollte Roine Stolt schon seit längerem endlich einmal mit Anderson gemeinsame Sache machen.

Entstanden ist das Werk, nachdem Anderson dem schwedischen Gitarristen musikalische Ideen und Song-Fragmente zugeschickt hatte, denn gemeinsam im Studio standen die beiden Musiker für „Invention Of Knowledge“ leider nicht. Stolt bastelte aus den einzelnen Ideen längere Stücke zusammen und entwickelte die Ideen gemeinsam mit der Yes Legende über das Internet weiter. Zum Einspielen der Musik holte sich der Schwede die Unterstützung eines hochkarätig besetzten Ensembles, unter anderem den Bassisten Jonas Reingold, Bandkollege von Stolt bei The Flower Kings. Von dort stammt auch Schlagzeuger Felix Lehrmann. Weiterhin mit dabei sind Lalle Larson (Karmakanic) an den Keyboards sowie Daniel Gildenlöw (Pain Of Salvation). Herausgekommen ist bei dieser fruchtbaren Zusammenarbeit eine Mischung aus Yes und The Flower Kings, damit inhaltlich keine große Überraschung.

Wie auch immer, das Ergebnis kann sich dennoch – oder gerade darum – durchaus sehen – und vor allen Dingen natürlich hören lassen. Schon schnell wird klar, dass hier im Prinzip auch ein neues Yes Album im Player liegen könnte, denn die Musik erinnert natürlich an die 70er-Jahre und nimmt uns mit auf eine beinahe esoterisch wirkende Reise mit vielen Sphärenklängen und verträumten Passagen der Ruhe. Das ist klassischer Prog, der natürlich episch und ausladend daher kommt, das Tempo eher gedrosselt hält und auch eher mit elegischen Melodien und natürlich Andersons markanter Stimme punkten kann als mit komplexen Rhythmen oder gar Gitarrengefrickel. Wenn es episch wird, dann eher symphonisch mit Glocken und übereinander geschichteten Keyboards.

Nein, „Invention Of Knowledge“ lädt ein zum Entspannen und Genießen, ohne die Beine oder gar die Nackenmuskeln zu strapazieren. Vieles erinnert an Yes, nicht nur Andersons hohe und markante Stimme. Auch musikalisch erinnern die Titel mehr als einmal beispielsweise an den legendären Yes Longplayer „Tales From Topographic Oceans“. So gesehen könnte „Invention Of Knowledge“ auch direkt aus den 70ern stammen, klingt aufnahmetechnisch aber natürlich moderner und druckvoller.

Das Zusammenwirken von Anderson und Stolt bietet tatsächlich das Beste aus beiden Welten: Yes trifft The Flower Kings, wunderbare und fast spirituell wirkende Pianoklänge werden von verträumten und mal auch jazzigen Gitarren eingehüllt, und über allem schwebt Jon Andersons Stimme. Was kann sich der gepflegte Progger mehr wünschen? Hin und wieder vielleicht etwas mehr Abwechslung, und manchmal wird es mit den Glocken doch arg süß und nahezu weihnachtlich. Aber unterm Strich darf man breit grinsen. Schöne Erfindung.

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