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Into The Sea

Es kommt immer wieder vor, dass sich Musik jeder Genrezuteilung entzieht. Die neue Platte von Attalus scheint sich auf den ersten Blick genau das auf die Fahnen geschrieben zu haben. Das über zwei Jahre geplante und immer wieder zurechtgefeilte Konzeptalbum „Into the Sea“ nimmt den Hörer wörtlich auf eine Seereise mit allen ihren Höhen und Tiefen mit.

Nach einer zunächt jazzig-beschwingten Seemannsmelodie im Intro werden handfestere Töne angeschlagen. Das zweite und eigentlich erste „richtige“ Stück namens ‚This Ship is Going Down‘ legt ordentlich los, präsentiert knackige Drums und punkige Gitarrenmelodien, die jedoch immer wieder von regelrecht verletzlichen Pianopassagen abgelöst werden. Diese nehmen aber keineswegs das Tempo raus, sondern geben dem Song eineTiefe und Reife, die sich so manchem schnell geschriebenem Rockschlager gut tun würde. Spätestens bei den gebrüllten letzten Worten wird klar, was die Band vorhat: Härte neben Melodie, Ruhe zwischen Vulkanausbrüchen, laute Klänge und kunstvolle Momente der Meditation. Mächtig Wellengang also. Der zweite Titel ‚Sirens‘ treibt dieses Konzept noch weiter – ein beinahe geflüsterter Beginn, eine sich langsam steigernde Strophe, vor dem Refrain noch eben eine Spoken-Word-Passage, darauf Hardcore-würdiges Gebrüll und das alles höchst melodisch umgesetzt. Und ja, es funktioniert!

Auf „Into The Sea“ muss man sich nie mit zweitklassigen Lückenfüllern begnügen, sondern die Mehrheit des mit immerhin sechzehn Titel ziemlich großzügig ausgestatteten Albums kriegt immer wieder Kurve, um Fans von harten Melodien und großer Emotionalität gleichermaßen zu überzeugen. Auch wenn eine eindeutige Zuordnung oder gar ein Vergleich mit anderen Bands schwierig bis unmöglich wird, haben wir hier im Zweifelsfall ein Stück ausgereifte Rockmusik vorliegen. Ohne allzu sehr ins balladenhafte abzudriften wird neben allen gefühlvollen Parts immer wieder drauflosgezockt, dass es eine wahre Freude ist.
Attalus setzen damit das fort, was sie auf ihrem begeistert aufgenommenen ersten Album „Post Tenebras Lux“, das man sich übrigens gratis und legal bei Noisetrade runterladen kann, begonnen haben: Verschmelzen handfester Riffs mit leicht folkigen Einflüssen und einer Besinnlichkeit, die erst im Kontrast mit der dargebotenen Härte so richtig zur Geltung kommt. „Into the Sea“ ist und bleibt ein Album, das man genüsslich vom Anfang bis zum fulminanten Ende durchhören kann, ohne ein einziges Mal enttäuscht oder gelangweilt zu werden.

[i](geschrieben von Michael Seiler)[/i]

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