In Times of Darkness
Appearance of Nothing aus Basel dürften in der Europäischen Musiklandschaft mit Sicherheit die bekannteste Progressive-Metal-Band aus der Schweiz sein. Seit rund fünfzehn Jahren produzieren die gestandenen Musiker anspruchsvolle Rockmusik und haben es bisher auf drei Studioalben gebracht. 2017 verliess Sänger Pat Gerber die Band, auf dem neuen Album „In Times of Darkness“ übernimmt Gründungsmitglied, Zweitsänger und Bassist Omar Cuna das Mikrofon vollständig. Ausserdem sind mit Manuel Meinen und Albert Ibrahimaj zwei sprichwörtlich ausgezeichnete (Ibrahimaj aus Freiburg im Breisgau ist zweifacher Stipendiat der Berklee Music School) neue Gitarristen an Bord.
Mit dem neuen Line-Up knüpfen die Schweizer erfolgreich an ihren vielseitigen, bisherigen Stil an. Das liegt nicht zuletzt am stillen, aber prägenden Bandleader Marc Petralito am Keyboard. Dieser ist nach wie vor für den Grossteil der Kompositionen und Texte verantwortlich. Mit Anna Murphy (Cellar Darling), Devon Graves (Psychotic Waltz), Christian Älvestam (Ex- Scar Symmetry, Miseration, Solution .45) und der Filmmusik-Cellistin Tina Gio konnte man zudem namhafte Gastmusiker verpflichten. Produzent war Tommy Vetterli (Coroner, Kreator), das Mastering übernahm mit Jens Bogren ebenfalls ein Mann, der für hohe Qualität steht.
Mit dem getragenen Schlagzeug-Beat und einer gefühlsvollen Keyboardmelodie eröffnet ‚Inside These Walls‘ das Album. Gleich zu Beginn wird klar: Cuna bereitet das Mikrofon keinerlei Schwierigkeiten, im Gegenteil. Mit Leichtigkeit und viel Gefühl präsentiert er den Refrain gemeinsam mit den ersten Growls von Älvestam. Das knapp zehnminütige ‚The Black Sea‘ kombiniert orientalische Klänge, gemächliches Tempo und das Cello von Gio. Der Song verbreitet eine wehmütige Atmosphäre, wenn erneut Älvestams Growls einsetzen, wird es gar beklemmend.
‚Storm‘ hat die Band als Vorab-Video-Single gewählt, zusammen mit der ehemaligen Eluveitie-Sängerin Anna Murphy liefert Cuna ein exzellentes Duett ab. ‚Deception‘ lässt mit seinen tollen Riffs die Herzen aller Gitarreros höher schlagen und beim ausladenden Schlusspunkt ‚The Huntress‘ darf jedes Bandmitglied nochmals sein Können in die Waagschale werfen. Es gibt von Allem reichlich: Flinkefinger-Soli an den Gitarren und Petralitos Keyboard, Omar Cuna legt nochmals besonders viel Gespür in seine Stimme und Herr Älvestam rumpelt beeindruckend aus dem Hintergrund.
„In Times of Darkness“ bietet viel für den Liebhaber anspruchsvoller Metal-Klänge und bestätigt die Position von Appearance of Nothing in der Prog-Nische eindrücklich. Abwechslungsreichtum (vor allem bei den Genre-Einflüssen), wundervolle Musiker und viel Emotionen waren und sind die Grundzutaten der Musik der Basler. Auf dieser Basis lässt sich hörbar bauen: Der Sound des neuen Albums der Schweizer ist hervorragend und sehr präsent, die Kompositionen von bittersüsser Melancholie durchströmt. Vor allem klingt die Band jedoch trotz (oder gerade wegen?) der zahlreichen Einflüsse stilistisch sehr eigenständig. Was für sich spricht.