FALSE FED – Let Them Eat Fake
Neue Musik zu finden, zu erfahren und zu genießen ist einer der schönste Dinge, die einem widerfahren kann. Musik zu machen, und damit Menschen zu begeistern, haben sich vier arrivierte, erfahrene Szene-Veteranen zur nebenberuflichen Aufgabe gemacht.
Aus dem Schmelztiegel von Crust, Hardcore Punk, Anarcho Punk, Post Punk, New Wave, Gothic Rock und Hard Rock erschaffen False Fed einen düsteren Sound, der den Post Punk-Heroen der 80er Jahre zur Ehre gereicht. Ihr Debütalbum „Let Them Eat Fake“ (Neurot Recordings) steht für die Liebe an authentischer Musik, nicht dem Kommerz, dem sich dieses Genre hin gegeben hat.
Treibende Rhythmen, kratzende Riffs, wehmütige Melodien im Wechsel mit schwermütigem Gesang und wütender Aufschreien vereinen sich zu einem stimmungsvollen Ganzen. Die sieben Songs laden eher zum Tanzen ein als zum Pogen, auch wenn die Dramatik und den inhaltlichen Themen, mit der sie einher gehen, durchaus zum Recken der Fäuste in Richtung Ungerechtigkeit animieren.
Überraschend vielschichtig zeigt sich Discharge-Frontman JJ Janiak, der die jeweilige Gefühlslage der Stücke auf beeindruckende Weise Ausdruck verleiht. Von der tiefen, sonoren erzählende Stimme über Flüstern und fast schon sanften Tönen bis hin zum brodelnden Aufbegehren zeigt er sein ungewöhnliches Repertoire. Andrew Eldritch, Jaz Coleman, Midge Ure, Stiv Bator oder Ian Curtis – der New Yorker zollt allen sein Tribut.
Die Songs an sich variieren von ruhigen Passagen bis hin zu aufschäumende Wutausbrüchen, und erinnern sehr oft an die Meister des Genres Killing Joke zu Beginn und im Herbst ihrer Karriere, so zum Beispiel bei ,Dreadful Necessities‘. False Fed sind aber bodenständiger, mehr Punk als Post. Doch sie können auch die bittere Melancholie à la Joy Division einfangen.
Die unaufdringlichen Keyboards im Hintergrund zeichnen sich für das effektvolle Ambiente der Tracks verantwortlich. Im Hinterkopf sind Exzerpte der fahrlässig unterbewerteten Zygote zu vernehmen. Und wer genau hinhört, meint sogar ein Slayer-Riff in ,The Big Sleep‘ wahrzunehmen.
Mit gerade mal 30 Minuten Spielzeit fällt „Let Them Eat Fake“ viel zu kurz aus. Dies ist auch schon der einzige, aber schwerwiegende Kritikpunkt. False Fed treffen mit ihrer Hommage den Puls der Zeit, vor 40 Jahren. Trotz seiner eindeutigen Wurzeln in der Vergangenheit, fallen die sieben Songs nicht aus der Zeit. Sie bringen Erinnerungen zu Vorschein, und verdeutlichen wie zeitlos Musik sein kann.
Bewertung: 2+