| |

THE ABBEY – Word Of Sin

Im Augenblick scheinen die Skandinavier mal wieder aus allen Rohren zu feuern. Nach dem sensationellen Debüt von Die Oberherren folgt mit The Abbey (Season of Mist) gleich der nächste Streich. Auch wenn es musikalisch in eine etwas andere Richtung geht, gibt es doch einige Ähnlichkeiten zwischen den beiden Alben. Bestimmte Momente erinnern aneinander, es handelt sich um Debütalben von anderweitig bereits etablierten Musikern, die sich zusammengetan haben, um etwas Neues zu erschaffen. So ist bei The Abbey unter anderem der ehemalige Drummer von Sentenced am Start, genauso wie Sängerin Natalie von Shape Of Despair. Außerdem hauen auch The Abbey in die okkulte Kerbe, die Texte sind düster, stellenweise kryptisch-religiös obskur, der Bandname leitet sich von Aleister Crowley’s „Abbey of Thelema“ ab.

Musikalisch ist das also… Ja, was? Gibt es eigentlichen einen Genrenamen-Generator? Dann könnte man hierzu vermutlich am besten Psychedelic Progressive Gothic Doom Rock zu sagen. Manchmal erinnert man entfernt an Therion ohne Orchester, dann wiederum an Candlemass, an klassischen Gothic und schlußendlich an die Progressive Urväter von King Crimson, die auch die Band selbst als starke Inspiration zitiert. Insbesondere im Konzept des Songwritings, das durch viel Spontanität gekennzeichnet ist und die Gesangslinien fühlt man sich hier in die abenteuerlichen frühen 70er Jahre versetzt. Soundtechnisch dagegen ist das hier Metal, durch und duch. Das Album ist gekennzeichnet durch einen fantastisch glasklareren Sound, wuchtig, schwer, immer bis ins kleinste Detail gehend. Der Gesang umspannt einiges, wird aber weder zu hoch noch zu rauh. Hier wird klar und mit voller Stimme eine schwarze Messe zelebriert.

Zwischen Gänsehaut erzeugenden Melodiebögen, die hier und da mit voller Absicht die Grenze zum melancholischen Kitsch übertreten („Starless“ und das alles überragende „Widow’s Will“) und bombastischen Epen im Stile früherer My Dying Bride („Old Ones“) – einschließlich bombastischer Orgelpassagen – wird hier wild aber geradlinig auf den Genregrenzen getanzt. Hinzu kommen viele sehr psychedelische Gitarrenmelodien, die die Verwandtschaft zum progressiven Urknall der 70er Jahre noch verdeutlichen.

The Abbey haben hier ein mitreißend bombastisches, schwelgerisch-düsteres und verspielt-doomiges Rockalbum aufgenommen, das höchstwahrscheinlich zu den Besten des Jahres zählen wird.

Und wer sich möglicherweise bei diesen Beschreibungen an etablierte Kollegen erinnert fühlt: Ja, da steht ein ziemlich großer Geist im Proberaum.

Note: 1

https://theabbey.bandcamp.com/album/word-of-sin

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar