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Euroblast 2015 – Tag 2 mit Klone, The Intersphere und Monuments

Alaya.jpg „Der Donnerstag am Euroblast 2015 hat die Messlatte hoch gelegt. Nette Leute, klasse Mucke, gutes Wetter. Der Freitag lässt von den „Dauergästen“ Monuments abgesehen die ganz grossen Namen vermissen – dafür umso mehr Raum für neue Bekanntschaften mit Bands und Festivalgästen. Den Auftakt für dieses Vorhaben besorgt auf der Hauptbühne der Japanisch-Thailändische Fünfer Cyclamen. Die Asiaten präsentieren sich als energiegeladene Djent-Band mit allem was dazu gehört: Irre Riffs, wilde Screams und Stakkato-Drums. Das Publikum nicht bemüht genug angeheizt zu haben, kann man den Jungs definitiv nicht vorwerfen. Alaya aus England zeigen allerdings einiges mehr an Profil als die Fernost-Djentlemen, und das nicht alleine, weil die Band nur aus zwei Mann besteht. Die ersten überraschten Blicke und Kommentare blasen Evan Graham Dunn (Gitarre, Gesang) & David Jacob Robison (Schlagzeug) alle Zweifel an ihrer Klasse innerhalb von Minuten weg. Ein herausragendes Talent für griffige Melodien und Rhythmen, die die beiden Jungs sehr emotional und stimmig rüberbringen, lässt das Duo definitiv aus dem Genre-Einerlei hervorstechen. Die Stimme von Dunn hat die Sanftheit eines Pop-Sängers, aber auch die Power eines Metalheads. Bekannte Metal-Magazine sprechen bei den Jungs aus Chicago von einem Talent, dass nur einmal pro Schaltjahr entdeckt wird. Und in diesem Fall ist man geneigt, das nicht nur als PR-Lobhudelei abzutun. Mit ihrem ersten Album „Thrones“ hat das US-Trio (nach Köln ist nur das Duo Dunn/Robinsion angereist) ein innovatives Debüt abgeliefert, das im Modern-Metal-Genre nur wenig Vergleichbares finden dürfte. Entsprechend begeistert sind die Reaktionen des Publikums, das gemessen an der Uhrzeit am frühen Nachmittag bereits zahlreich vertreten ist.
klone.jpg „Mit Klone aus Frankreich steht dann der Erste etwas bekanntere Name und auch der Erste Höhepunkt auf der Bühne. Das Quintett hat im Frühjahr sein bereits sechstes Album „Here Comes The Sun“ beim deutschen Label Pelagic Records herausgebracht, das durchaus für einige wohlwollende Rückmeldungen gesorgt haben dürfte. Mit ihrem sehr gefühlvollen Progressive Rock fallen sie eher in die ruhigere Kategorie am Festival, auch wenn der Live-Auftritt etwas härter als das Album daherkommt und die Wurzeln der Band im Metal-Genre noch charmant erahnen lässt. Das genau richtige Verhältnis aus hartem, exzellentem Live-Sound, Gänsehaut-Atmosphäre satt und warmem Klargesang sorgt für frenetische Reaktionen beim Festival-Publikum. Leider ist der Auftritt der Franzosen nach rund 45 Minuten viel zu schnell vorbei.

Destiny Potato aus Serbien haben nicht nur einen ungewohnten Namen, sondern auch ein Bandmitglied weiblichen Geschlechts. Am Euroblast-Festival definitiv Mangelware. Sängerin Aleksandra Djelmas kann aber nicht nur sanft säuseln, sondern auch Vollgas geben wir ihre männlichen Kollegen am Mikrofon. Der experimentelle Pop-Rock mit eruptiven Metal-Anteilen hat seinen Reiz, auch wenn der Live-Sound nicht ganz optimal ist und man mit experimenteller Musik hier in der Masse untergehen kann. Die Stimmung am Festival hat sich inzwischen etwas aufgewärmt und kann als total gechillt bezeichnet werden. Der hohe Prozentsatz an Gitarren-Nerds lümmelt sich gesellig an den „Spielzeugständen“ von diversen Instrumenten- und Technikanbietern herum, das eigens herangekarrt wurde, um die überwiegend bärtigen Herren neben Musik und leiblichem Wohl bei Laune zu halten.

The_Intersphere.jpg „Die englischen Devil Sold His Soul screamen ihren Post-Hardcore besonders explosiv aus allen Rohren. Besonderes Erkennungsmerkmal zwischen den heftigen Eruptionen sind Groove und sphärischer Abschnitte – Keyboard, Gitarren und Gesang wirken hier ausgezeichnet zusammen. Obwohl bzw. gerade weil die Riffs repetitiv eingesetzt werden, entsteht mit den Tasten ein geschmackvoller Mix, der in der Masse von Bands seine eigenen kleinen Akzente setzt. The Intersphere kennt man in der deutschen Musikszene, hier haben die Musiker aus Mannheim die Chance, sich einem internationalen Publikum zu präsentieren. Der erste Eyecatcher ist Schlagzeuger Moritz Müller, der sein Drumkit wirkungsvoll am rechten Bühnenrand aufgestellt hat und den ungewohnten Show-Effekt mit jeder Menge Energie und Bewegung für sich zu nutzen versteht. Der melodiöse, intelligente und eingängige Alternative-Rock, der an Bands wie Jimmy Eat World erinnert, kommt beim Kölner Publikum hervorragend an, obwohl sich der Stil doch erheblich vom Gros der „Konkurrenz“ abhebt.

Das tut The Algorithm aus Toulouse ebenfalls, wenn auch auf völlig andere Art. Wo The Intersphere zu den mainstream-tauglichsten Bands des Festivals gehören dürften, fällt das französische Electro-Duo aus Gitarrist und Keyboarder Rémi Gallego und dem ehemaligen Monuments-Schlagzeuger Mike Malyan selbst unter den vielen anderen innovativen Bands aus dem Rahmen. Gallego hat vor zwei Jahren mit seine eigentümlichen Hochzeit aus Electro-Ambient und Progressive Metal u.a. einen Underground-Preis bei den Metal Hammer Golden Gods Awards mit nach Hause genommen. Verzerrte Riffs aus der Rock-Wiege flirten hier mit Synthesizer- und Drum-Beats und dürften neben aufgeschlossenen Prog-Rockern vor allem Fans von Bands wie The Prodigy oder Nine Inch Nails verzücken – die Halle ist jedenfalls alles andere als leer. Im Knüppel-Keller geben vor dem Hauptact Monuments noch No Consequence aus England ein kurzes Stelldichein. Bereits das dritte Mal am Euroblast hat sich die Band offensichtlich einen gewissen Namen gemacht. Der Keller ist eng und stickig und die Power-Screams von Frontmann Kaan Tasan lassen die Temperaturen weiter steigen. Der Post-Hardcore der Briten ist mit anspruchsvollen Rhythmen und einem dumpfen Groove angereichert, der ausgesprochen gut ankommt. Kurz darauf geht es aus den Katakomben zurück an die Oberfläche.

monuments.jpg „Monuments gehören als Rekordhalter mit sechs Euroblast-Auftritten (in sechs Jahren Bandgeschichte) mehr zum Festival-Inventar als jede andere Band und dementsprechend wird der Headliner des Freitags als „liebste Ex-Freundin“ angesagt und begeistert begrüsst. Die Engländer, die neben Periphery und Tesseract zur Speerspitze der Djent-Szene gehören, wissen die Energie aus dem Publikum gekonnt zu potenzieren. So fordert der charismatische Wuschelkopf Chris Barretto von seinem Mikrofon die „Einführung“ einer „Djent-Pommesgabel“: Nicht mit ausgestrecktem Zeige- und Kleinfinger nach oben, sondern mit den drei nach unten gerichteten mittleren Fingern ein „Monuments-M“ zu formen. Egal ob Spass oder Ernst, viele aus der begeisterten Menge kommen der Aufforderung grinsend und johlend nach. Die Begeisterung ist absolut nachvollziehbar. Mit einer sympathischen Mischung aus professioneller Haltung, echter Spielfreude und exzellenter musikalischer Klasse lässt das Djent-Quintett eine erstklassige Darbietung seiner Musik auf das Festival-Publikum herab prasseln, das die fünf Engländer begeistert abfeiert. Zwei groovende Gitarren, ein erstklassiger Sänger, der Melodik und Härte spielend leicht kombiniert und nebenbei noch gefühlvoll Saxophon spielt machen die Band live zu einem echten Erlebnis und berechtigtem Publikums-Liebling. Sicherlich sind Monuments ein unbestrittener Höhepunkt des zweiten Festivaltages, doch am abschliessenden Samstag steht nochmals jede Menge hochkarätige Konkurrenz auf den beiden Bühnen in Köln-Deutz.

Hier geht’s zum Bericht vom ersten Tag.
Hier geht’s zum Bericht vom dritten Tag.

Fotos: Michael Buch
Text: Daniel Frick

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