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ERASER

Die Welt steht am Scheideweg… oder hat sich vielleicht schon längst für den Untergang entschieden? Angesichts all der derzeitigen Krisen ist dieser Eindruck unvermeidlich. Auch Long Distance Calling wollen mit ihrer neuen Platte „Eraser“ keine Hoffnung schüren.

Die Instrumental-Progressive-Metaller setzen bei ihrem Konzept nicht auf derzeit in den Medien stark repräsentierte Probleme wie Pandemie oder Krieg, sondern widmen sich der Natur. Genauer gesagt handelt jedes der neun Lieder von einer vom Aussterben bedrohten Tierart. Hierzu gehören unter anderem der Grönlandhai, der Gorilla, der Albatros oder das Nashorn. Aber auch der Mensch findet im abschließenden „Eraser“ seine Beachtung. Er ist der Ursprung und Opfer des Problems. Deswegen hat wohl nie der Name eines Albumintros so gut wie hier gepasst: „Enter: Death Box“.

„Eraser“ erscheint bereits nur zwei Jahre nach dem bisher letzten Long-Distance-Calling-Album „How Do We Want to Live?“. Geschuldet ist dies natürlich der Pandemie, obwohl die Münsteraner im Vergleich zu anderen Gruppen durchaus das Glück hatten live zu spielen. Denn ihre atmosphärische Musik funktionierte auch bei coronakonformen Sitzplatzkonzerten sehr gut. Dadurch haben sie gemerkt, wie wichtig Ihnen die Livemusik ist. Dieser Gedanke schlägt sich unmittelbar in Songwriting und Produktion nieder.

Während der Vorgänger mit Synthesizer und Elektro-Effekten experimentierte, um eine Art Sci-Fi-Atmosphäre zu kreieren, wirkt „Eraser“ deutlich geradliniger. Es kommt ein Feeling von leicht rauem Live-Sound auf. Raum für besondere Experimente nehmen sich Long Distance Calling nur selten. In der Regel lassen sie lieber ihre „normalen“ Instrumente für sich sprechen. Die Band reduziert sich auf sich selbst, was wieder zu einem deutlichen rockigeren und härteren Sound führt. Er schafft eine düstere Stimmung, die angesichts der Thematik absolut passend ist. Trotzdem gibt das Quartett den Tracks genug Zeit sich zu entfalten. Bis auf da Intro sowie „Blades“ und „Giants Leaving“ ist kein Song kürzer als sechs Minuten. Besonders stechen dabei „Kamilah“, „500 Years“ und „Eraser“ hervor. Die einzige große Ausnahme von diesem Grundkonzept bildet der Song „Sloth“, in dem etwas überraschend ein Saxophon die dominierende Melodiestimme übernimmt.

Obwohl „Eraser“ im August erscheint ist es weder inhaltlich noch musikalisch ein Sommeralbum. Die schwere Kost erschließt sich vielleicht nicht direkt beim ersten Hören, aber danach wird man mit einem starken Progressive-Metal-Album belohnt. Long Distance Calling wissen einmal mehr voll zu überzeugen!

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