Envenom
Age Of Woe ist eine von unendlich vielen schwedischen Bands, die den Schmelztiegel zwischen Crust, Doom und Death Metal befeuern. Schon zwei Mal hat die Formation aus Göteborg unter Beweis gestellt, dass sie hochveranlagt ist, wenn es um treibende, düstere und massive Sounds geht. Auf „Envenom“ (Lifeforce Records) gehen sie ihren Weg weiter, dieses Mal angereichert durch die Dienste von Rotten Sound-Schreihals Keijo Niinimaa.
Der Finne ist sogleich derjenige, der die Messlatte für „Envenom“ extrem hoch legt. Aber keine Bange, seine vier Mitstreiter unterstützen sein Debüt mit aller Kraft. Wie schon der grandiose Vorgänger „An Ill Wind Blowing“, erzeugen die elf Kompositionen ein stimmungsvolles Hörerlebnis. Die Songs führen einen mal rhythmisch groovend, mal schwerfällig schleppend, mal wütend nach vorn treibend und dann aufbrausend wie ein Orkan in eine finstere Welt. Es ist eine Welt voller Schatten, Verrat und Betrug. Der Soundtrack dazu kann dem entsprechend kein melodischer Singsang sein. Trotzdem schaffen es Age Of Woe immer wieder, Melodien und Harmonien in ihre Songs einzuflechten. Sie fallen zwar nicht so stark auf, geben den Stücken neben die akustischen Zwischenspielen aber den notwendigen Raum, sich zu entfalten. Und die 41 Minuten bieten viele Gelegenheiten, sich mitreißen zu lassen, im Grunde genommen die gesamte Spieldauer über.
Im Vergleich zu „An Ill Wind Blowing“ ist der Sound von „Envenom“ ungewohnt sauber und modern, was beim ersten Hören für Irritationen sorgen kann. Im Verlauf intensiver Beschäftigung, taucht kann man immer tiefer in den Sound und somit das Gesamtwerk ein. Ist dies geschehen, dann ist es schwer die Finger von „Envenom“ zu lassen. Hat das Album erst einmal seine Vorzüge ausgespielt, verflüchtigen sich schnell jegliche Ansätze von Kritik. Songs wie das zermalmende ,A Feral Swarm‘ oder das stampfende ,Ghosts Who Hunt Alone‘ sind schlicht und ergreifend große metallische Handwerkskunst, was ebenso für alle weiteren Lieder gilt.
Age Of Woe haben es einem dieses Mal nicht leicht gemacht, aber der Kelch mit dem Gift tut sein Werk. Er macht süchtig. „Envenom“ ist ein packendes Album geworden, das in jeder Faser, in jeder Zelle, in jedem Gedanken wirkt. Bleibt nur zu hoffen, dass die Skandinavier uns live auf der Bühne mit ihren Songs vergiften können.