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Emperor of Sand

Mastodon sind zurück. Und Troy Sanders, Bill Kelliher, Brann Dailor und Brent Hinds sind seit dem letzten Oeuvre „Once More ‚Round The Sun“ vor allem eines: Menschlich gereift. Etliche Bandmitglieder haben im Zeitraum seit dem letzten Album Nahestehende Personen verloren. Mit dem Tod so unmittelbar konfrontiert, ist der titelgebende „Emperor of Sand“ dann auch eine Allegorie auf Sand, der unaufhaltsam durch das Stundenglas der Lebenszeit rinnt.

Ein Künstler hat immer die Möglichkeit, all die negativen Gefühle und Gedanken, die um Verlust, Trauer und Fragen nach der Endlichkeit der Existenz mit seiner Kunst zu be- und verarbeiten. Mastodon sind vier Künstler. Die Jungs sind Perfektionisten, die im heimischen Studio schier ewig an den einzelnen Riffs gefeilt haben. Und man ist nach Drogensucht und anderen Erlebnissen auch geübt darin. Fast absehbar, dass bei einer solchen Kombination etwas Gutes, Reifes, Vielschichtiges herauskommt. Denn all das ist Album Nummer Sieben, „Emperor of Sand“.

Der Opener ‚Sultan’s Curse‘, bereits vorab veröffentlicht, ist schleppend und mit einem schweren Riff ausgestattet, das beispielsweise an jenes aus ‚High Road‘ vom Vorgänger erinnert. Ein typisches, zäh-gelungenes Mastodon-Riff eben. ‚Show Yourself‘ ist da schon etwas leichter und wesentlich eingängiger und erinnert eher an die leichteren Songs vom letzten Werk. Das nächste Highlight ist ‚Steambreather‘, mit dem Mastodon zeigen, dass sie es geschafft haben, die Artikulation der Emotionen weiter zu variieren. Der Song klingt nachdenklich, aber nicht bitter. Klagend, aber nicht depressiv. Zuversichtlich und hoffnungsvoll, aber dennoch mit profunden Fragen zum Leben. Vielleicht meinen die vier Musiker das, wenn sie im Refrain „I’m afraid of myself“ singen? Bei ‚Roots Remain‘ hat schon der Titel etwas beinahe trotzig-hoffnungsvolles und auch musikalisch ist hier eine spannende Dualität wahrzunehmen, die mit einem untypischen, fast meditativen Klavier-Part endet.

Wundervolle Melodien haben Mastodon wie schon auf dem Vorgänger ebenfalls wieder auf ihr Album gepackt, ‚Roots Remain‘ und ‚Ancient Kingdom‘ laden beinahe zum Mitsummen ein – und das ist als Kompliment gemeint. Aber Mastodon sind eben immer noch Mastodon, sind noch immer sperrig, komplex, verrückt, spannend und im Falle von ‚Clandestiny‘ sogar erfrischend neu. Wunderbar, wenn eine Band ihren eigenen Sound schon lange gefunden hat und trotzdem gerne neue Elemente einwebt. Eruptiv und wütend haben die Herren aus Atlanta aber ebenso noch auf dem Kasten, wie ‚Andromeda‘ beweist. Kurzum: Das neue Mastodon-Album hat von allem, was man von der Band bisher kennengelernt hat etwas, nicht zuletzt von der unumstösslichen Haltung, sich nicht zu verbiegen, aber immer auch offen für Neues zu bleiben. Ein gereifter Querschnitt durch die bisherige Diskografie im besten Sinne.

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