Divak
In gewisser Weise schließt sich ein Kreis für Jeff Scott Soto. Mit „Inside The Vertigo“, dem Debüt seiner Band Soto, ist er vor einem Jahr ins Hard’n’Heavy-Genre zurückgekehrt, in dem seine Karriere 1984 als Sänger für Yngwie Malmsteen begann. Nach vielen Jahren im AOR, mit unzähligen Projekten und einem kurzem Intermezzo als Journey-Frontmann, war es ihm offenbar ein Herzenswunsch, wieder härter zu rocken, wie er gerade im Whiskey-Soda-Interview verraten hat.
Waren die Arbeiten zum Soto-Erstling noch als Solo-Projekt gestartet, ist „Divak“ nun ein „echtes Bandalbum“, wie JSS betont. Und tatsächlich hört man im Vergleich zum Vorgänger deutlich, dass es aus einem Guss entstanden ist. Die Marschroute ist konsequent und klar: „Divak“ bietet fett produzierten Hardrock mit Zakk Wylde-mäßigen Gitarrenriffs und einer Wucht, die man von JSS nicht mehr gewohnt war.
Das Händchen für große Melodien hat der inzwischen 50-Jährige nicht verloren. Das beweisen starke Nummern wie „Weight Of The World“, „Unblame“ oder „In My Darkest Hour“. Schließlich hat JSS dem AOR nicht grundsätzlich den Rücken gekehrt. Die melodischen Einflüsse sind deutlich stärker zu hören als auf dem schwächeren Vorgänger. Auf dem neuen Werk findet sogar Jeffs Leidenschaft für Funk noch einen Platz, wie „Freakshow“ wunderbar beweist. Funkmetal? Ja. Und „Misfired“ hätte es wohl nicht gegeben, wäre Jeff nicht mittlerweile auch als Sänger im Trans-Siberian Orchestra aktiv.
Viele Songs entfalten erst nach mehrmaligem Hören ihre volle Wirkung. Nur ein paar driften allerdings auch ins Beliebige ab. Herausgekommen ist ein solides Hardrock-Album. Trotz seiner Qualität werden Soto dafür kämpfen müssen, dass „Divak“ die verdiente Aufmerksamkeit bekommt. Denn viele JSS-Fans sind AOR-fixiert. Nicht umsonst hat Jeffs Ex-Label Frontiers gegen die neue Richtung votiert. Andererseits dürften nur wenige Metal-Fans Soto auf dem Zettel haben. Jeff hat also Recht, wenn er sagt, dass er in gewisser Weise wieder von vorn anfängt.