Did You Mrs. Me?
Zückersüßer, folksiger Pop aus Italien, das sind Driving Mrs. Satan. Oder auch nicht. Die Songs auf ihrem neuen Album ‚Did You Mrs. Me‘ sind samt und sonders Schwermetall, von Dio bis Black Sabbath, von Iron Maiden bis Slayer.
Die Musiker aus Neapel kitzeln die lyrischen Feinheiten aus allem heraus, das sonst mit Nagelstiefeln über Veilchen trampelt. Was dabei herauskommt ist erstaunlich gut. Man taucht in ganz neue Welten in bekannten Songs ein. Das hat dann fast etwas von Knoblauch-Trauben-Nuss-Schokolade, weil zwischen dem süßen Seelentröster die metallische Hölle aus dem eigenen Kopf hervorblitzt.
Bei manchen Songs muss man erstmal tief durchatmen und denken, um sich überhaupt daran zu erinnern, dass dieses zauberhafte, glitzernde Kleinod einst von Ozzy ins Mikro gerotzt wurde. Und dann würde man sich irgendwie mehr wünschen. Mehr… Ironie, mehr Gebrochenheit am Rande. Während die einzelnen Songs jeder für sich wunderschön sind, toll gemacht, fein gesungen, ist das ganze Album in seiner geballten Süße irgendwie… zu viel. Ja, es ist tatsächlich wie bei italienischen Süßigkeiten. Man genieße sie besser in homöopatischen Dosen, sonst tun einem Zähne und Magen weh.
Nicht falsch verstehen, die Songs sind wirklich toll und wenn man Tante Hilde mal verblüffen möchte, die immer gesagt hat, Metal wäre keine Musik, dann ist das das Mittel der Wahl. Jeden einzelnen Song würde man durchaus mit einer 1 benoten. Wirklich gut gemachte, feine, runde Sache. Nur eben am Ende des Tages, wie gesagt, irgendwie zu viel.
Es stellt sich dann zum Schluss noch die Fragen, ob Hipsterbärte beim Bangen so dynamisch wirken wie Metallerfriesen. Vielleicht ja eher nicht.