
Mit dem Herbst kommt die Zeit der kurzen Tage, der meist dunklen Tage und mit ihnen die Melancholie, das In-sich-gekehrt-sein. In dieser Zeit ist nicht immer das anspruchsvolle Geballer von Napalm Death, die kämpferischen Momente von Slime oder das große Metal-Theater von Iron Maiden die richtige Untermalung. Um seinen Gedanken Raum zu verschaffen, bedarf es Musik mit einer bestimmten Stimmung. Wer ähnliche Empfindungen in sich aufbegehren fühlt, dem sei das zweite Album der südafrikanischen Post Metaller Constellatia „Magisterial Romance“ (Season of Mist) wärmstens empfohlen.
Weitläufige, sphärische Klangteppiche werden von dem Quartett aus Kapstadt zu vier epischen Stücken kunstvoll verwoben. Die neun bis elf Minuten langen Lieder ergießen sich aber keineswegs ein ewigen Wiederholungen, sondern beziehen ihre explosive Dramatik aus den relaxten Passagen, die sich in orgiastische Black Metal Blasts steigern. Oder umgekehrt, um diese gewaltigen Lärmwände abzukühlen. Die elegisch gleichförmigen Teilstücke verschaffen den Songs die notwendige Tiefe, die es braucht, um los zu lassen und die Gedanken schweifen zu lassen.
Stimmungsvoller Freiraum für die Seele
Der zweistimmige Gesang – mal wehmütig gequält, dann wieder aus der Hölle stammend – gibt den 40 Minuten die angemessene Note an Schwermut und Verzweiflung. Dies alles aber ohne zu übertouren oder in Monotonie zu verfallen. Interessante, im Sound eher im Gegensatz zu der freudlosen Atmosphäre, Gitarrensolos lockern bzw. wärmen das Gesamtbild auf. Die mal unprätentiösen, mal entrückten aus einer anderen Welt stammenden weiblichen Vocals sind weiterer Aspekt mit dem Constellatia ihre Kompositionen anreichert und zu einem Erlebnis machen.
Mit „Magisterial Romance“ laden Constellatia einen imposanten Schwall an Emotionen auf einen ab. Redewendungen wie „ein Kessel Buntes“ oder gar „einen bunten Strauß Blumen“ beschreiben genau das Gegenteil dessen, was einem in den vier Songs erwartet. Doch die Gefühlswelt, die die Kapstädter erschaffen, ist in keiner seiner vielen Facetten negativ oder schlecht, sondern meditativ und besinnlich.
Bewertung: 2+