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Callejon verbreitet Angst in Berlin


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Nun kommen die Herren auch in Berlin vorbei und bringen für ihren Gig auch etwas Unterstützung mit auf die Bühne. Eröffnet wird der Abend von der jungen Metalband Vitja, und wie es bei jeder ersten Band des Abends ist – vor allem, wenn der Bekanntheitsgrad noch nicht so ausgeprägt ist – haben auch sie ein schweres Laster zu tragen. Zwar bemüht sich Shouter David, die Menge zu animieren, aber bis auf einige wenige, die mitmachen, merkt man doch erheblich, dass die Leute nicht für sie, sondern für Callejon vor Ort sind. Doch dann haben Vitja eine fantastische Idee und lassen einfach Leute mit auf die Bühne. Schließlich ist das ja der Traum aller Stagediver. Wenn die Musik einigermaßen rockt, muss man doch wenigstens von der Bühne hüpfen können. Und als die ihren letzten Song spielen, tun das auch einige. Die erste Reihen sind zwar nicht sonderlich gut drauf eingestellt, weshalb der eine oder andere schon fast ins Leere springt, aber letztlich können sich doch einige durch die noch spärliche Menge tragen lassen.

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So langsam kommt die Menge vor der Bühne in Fahrt, doch wohl zu spät für Vitja, denn sie müssen auch schon wieder runter von der Bühne und machen somit den Jungs von Annisokay Platz. Offensichtlich sind für sie wesentlich mehr Fans im Publikum. Denn die Energie des Quintetts findet den Weg von der Bühne um einiges schneller zu den Callejon-Shirts tragenden Leuten. Während sich Christoph am Rande der Bühne etwas zurückhält, wobei keineswegs das Bespielen seiner Klampfe oder sein Gesang gemeint ist, springt und wuselt Shouter Dave von einer Seite der Bühne zur anderen und zurück. Im Batikshirt und in bequemen Puschen, kümmert er sich um die rauen Parts ihrer Songs. Eigentlich ist es ja selten eine Überraschung, aber wenn man während der Songs die harten, kratzigen Shouts hört und zwischen den Liedern, bei der Kommunikation mit dem Publikum, dann plötzlich eine liebliche, schon fast unschuldig freundliche Stimme zum Vorschein kommt, muss ich zumindest jedes Mal kichern. Davon abgesehen suchen die Post-Hardcore-Metalheads die Nähe zu ihrem Publikum. Zum Ende ihrer Auftritts verlässt Dave gleich vollends die Bühne und wimmelt stattdessen direkt am Wellenbrecher herum, um dort gemeinsam mit der Menge ihre Songs zu trillern. Soweit man das bei ihren Stücken so sagen kann. Als Sahnehäubchen lässt er sich shoutend über die ersten Reihen tragen und beendet Annisokays knappe halbe Stunde quasi in der Menge, bevor sie dann mit Applaus die Bühne für die Mainact freiräumen: Callejon.

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Die Zeit ist gekommen. Callejon betreten die Bühne. Zum Trauma Intro verstecken sie sich mitsamt Bühne noch hinter einem weißen Laken, um dann mit “Wir sind Angst“ ihren Abend zu eröffnen. Plötzlich wird es auch um einiges voller vor der Bühne und ein Circlepit jagt den nächsten. Basti singt ganz in schwarz einen Song nach dem anderen und egal, ob es sich um neue Titel der aktuellen Scheibe handelte oder schon etwas ältere performed werden, die Fans singen bei jedem einzelnen Song lautstark mit. Ein Crowdsurfer nach dem anderen lässt sich von hinten in Richtung Bühne befördern, aber nicht still genießend, sondern ebenfalls laut mitsingend. Die sich bisher doch recht zurückhaltenden schwarze T-Shirt-tragende Ansammlung bekommt also endlich das, wofür sie an diesem Abend hergekommen waren und zelebrieren dies ordentlich. So machen Konzerte Spaß. Nicht nur einfach hingehen, anhören, nach Hause gehen. Sondern: Mitmachen! Mit einer schick arrangierten Bühne, geschickt eingesetzten Scheinwerfen, die sich durch Nebelmaschinenrauch ihren Weg bahnen, ist eine klasse visuelle Stimmung für jeden einzelnen Song gesetzt, die auch nicht jeder hinbekommt. Zu den Besonderheiten des musikalischen Abends zählen aber Kotzes Drumsolo, Kotsches grandios gespieltes Italo-Western-Intro zu “Krankheit Mensch“ auf einer Akustikgitarre und die komplett akustisch dargebotene Version von “Kind im Nebel“. Sie sind zwar nicht unbedingt die Songs, bei der alle ausflippten, aber man braucht hier und da ja auch mal Momente zum Durchatmen. Richtig aufs Fressbrett gibt es dann zu „Porn from Spain“, bei der K.I.Z. mit die Bühne betritt. Alle rasten völlig aus, pogen wie wild rum und grölen dabei jede einzelne Textzeile aus tiefster Seele mit, als würde es um ihr Leben gehen. Getoppt wird das dann aber noch bei der Zugabe mit “Blitzkreuz“, “Snake Mountain“ und vorallem “Porn from Spain 2“, bei dem sich K.I.Z. abermals unter Callejon mischt, um zusammen mit ihnen das Finale des Abends zu spielen.

Nach einem großen Knall und viel Konfetti versammelen sich zum Ende hin nochmal alle auf der Bühne, um zusammen mit dem Huxleys ein traditionelles Riesenselfie zu machen. Dann heißt es noch schnell zum Merch-Stand huschen, ein Shirt holen und zufrieden grinsend die Halle verlassen.

Setlist:

Intro
Wir sind Angst
1000 PS
Schwule Mädchen (Fettes Brot cover)
Dieses Lied macht betroffen
Lass mich gehen!
Dunkelherz
Porn from Spain
Ich lehne leidenschaftlich ab
Veni, Vidi, Vici
Drum Solo
Sommer, Liebe, Kokain
Krankheit Mensch
Kind im Nebel (Acoustic)
Schrei nach Liebe (Die Ärzte cover)
Unter Tage

Zugabe:
Blitzkreuz
Snake Mountain
Porn from Spain 2

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