Call Of The Wild
Powerwolf sind mit Sicherheit die im Augenblick wohl bekannteste deutsche Metal-Band im klassischen Sinne. Das ist Power Metal in Reinkultur, aber mit genügend (Fein- und Grob-)sinn ausgestattet, auf der Klaviatur der Klischees zu spielen – sowohl textlich als auch musikalisch – und trotzdem Meister ihres musikalischen Fachs zu sein. Der primäre Fokus auf alles, was mit Wölfen zu tun hat ist auch auf dem neuen Album „Call Of The Wild“ fast allgegenwärtig. Mit fast liebevoller Begeisterung werden (Wer-)Wolfsgeschichten aus den unterschiedlichsten Kulturen aufgegriffen, von Irland über Rumänien nach Südfrankreich und wieder zurück.
Musikalisch – klar, das ist Powerwolf. Wer mit einem nahezu unverwechselbaren Klangbild solch herausragenden Erfolg hat wird einen Teufel tun, daran große Änderungen vorzunehmen. Nichtsdestotrotz gibt es in dem einen oder anderen Track Ungewohntes zu hören – von rein balladesken Klängen bis zu irischer Folklore gibt es schon etwas wie Neuerungen, die aber weniger dauerhaft wirken als spezifisch zu bestimmten musikalischen und lyrischen Ideen passend. Es ist gut, dass Powerwolf nicht davor zurückschrecken, bis dato fremde Elemente zu integrieren weil es zum Konzept des Tracks passt. Natürlich bewegen sich die Tracks auch auf „Call Of The Wild“ wieder im 3-4-Minuten-Bereich, es bleibt trotz aller Öffnung für Neues das Meiste beim Alten.
Wie immer stehen Melodien und Refrains im Vordergrund und wie immer sind die Refrains natürlich aufs Mitsingen ausgerichtet. Die Fähigkeit, Ohrwürmer zu schreiben beherrscht kaum jemand so gut wie Powerwolf. Das osteuropäische Flair in Moll im Stile von „Nightside Of Siberia“ ist natürlich genauso vorhanden („Varcolac“) wie der totale Rausschmeißer, der sich hier witzigerweise tatsächlich am Ende des Albums findet („Reverend Of Rats“). Insgesamt ist das Album wieder randvoll mit catchy Refrains… als einen bunter Strauß an Liedern würde Dieter Thomas Heck das wohl ankündigen.
Das mittlerweile – hoffentlich! – zum Standard werdende Zweitalbum hört auf den Titel „Missa Cantorem“ und besteht diesmal nicht aus kompletten Coverversionen, sondern aus Powerwolf-Songs, die von einem anderen Sänger eingesungen wurden. Von Doro bis Ralf Scheepers über Alyssa White-Gluz bis zu Matt Heafy von Trivium ist die Creme de la Creme am Start. Absolut herausragend ist wie zu erwarten „Nightside Of Siberia“ in der Version mit Amon Amarth’s Johan Hegg am Mikro – das ist so dermaßen großartig, dass man sich wünschen würde, sie mögen ein ganzes Album mit ihm aufnehmen.
„Call Of The Wild“ ist ein weiterer Stein auf dem Weg zur Unsterblichkeit als momentan beste und berühmteste Powermetalband aus dem Land, das den Powermetal erfunden hat.
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