Burning Cities
Die Zeichen standen ja schlecht. Eine der wichtigsten Post-Punk-Bands veröffentlicht nach 36 Jahren ein neues Album – kann das was werden? Noch dazu ohne den musikalischen Kopf der Originalbesetzung, da Stuart Adamson bekanntlich 2001 seinem Leben ein Ende setzte. Der Versuch, Adamsons Post-Skids-Band Big Country 2007 zu reformieren war ja genauso halbgar ausgefallen wie bereits 1981 „Joy“, das einzige Skids-Album ohne Adamson und, in einem seltenen Fall von Einigkeit unter Fans und Kritik, ein ganz außerordentlich ödes Machwerk.
Aber, surprise! „Burning Cities“ ist tatsächlich ein ziemlich feines Album geworden. Nach den überraschend rohen, relativ untypischen Opener ‚This Is Our World‘ begibt sich die Band bereits mit dem zweiten Track ‚One Lsst Chance‘ klar in vertrautere Gefilde. Die Ur-Skids Richard Jobson (voc) und Will Simpson (dr) haben sich mit „The Absolute Game“-Ära-Basser Mike Baillie und Bruce Watson (Adamsons Gitarren-Kollege bei Big Country) sowie dessen Sohn Jamie Watson verstärkt und schaffen es tatsächlich, viel vom klassischen Skids-Sound in die Neuzeit zu übertragen. Punkige Riffs, hymnisch-pathosbeladene Melodien, viele „oh-oh“-Chöre, Folk-Anleihen und Jobsons nach wie vor wunderbar schnoddriger Gesang sorgen dafür, daß man sich sofort zu Hause fühlt. Auch das Energielevel stimmt, hier klingt nichts nach Altmänner-Rock. Natürlich haben die Skids ein wenig das Timing versemmelt, denn vor zehn Jahren, als die Kaiser Chiefs und Arctic Monkeys mit klar von den Original-Skids beeinflussten Songs die Charts stürmten, hätte so ein neues Album wohl viel mehr Eindruck hinterlassen. Aber auch ohne diesen Bonus kann „Burning Cities“ mit ziemlich gelungenen Songs punkten. Man muss nur ein wenig bekritteln, daß manch ein Song ein wenig zu stark das Schema der Klassiker kopiert. So klingt ‚Refugee‘ verflucht nach ‚Iona‘, ‚World On Fire‘ erinnert kräftig an ‚Working For The Yankee Dollar‘, und ‚Up On The Moors‘ ist musikalisch ziemlich genau zwischen ‚Into The Valley‘ und ‚Out Of Town‘ positioniert.
Der Hauptgrund, warum das Album nicht ganz an die Klassiker anschließen kann, ist aber leider Gottes und vorhersehbarerweise das Fehlen von Stuart Adamson. Seine „Bagpipe-Guitars“ kopieren die Watsons ziemlich gut, und die Band hat ehedem die Weisheit besessen, dieses Stilmittel nur dezent einzusetzen. Aber die Emotionalität des Songwritings, die zum Beispiel „Scared To Dance“ noch heute relevant und ehrlich klingen lässt, geht dem Material von „Burning Cities“ leider – und wenig überraschend – ein wenig ab. Wenn man das allerdings ausklammert, findet man mit „Burning Cities“ ein überraschend starkes und erfreulich kraftvolles Album, das jedem Fan der Skids sowieso, aber auch jüngeren Indie-Rock- und Post-Punk-Hörern ohne Vorkenntnisse bedenkenlos ans Herz gelegt werden kann.