Blue Lightning
Ein Blues- und Classic-Rock-Tribute-Album von einem der besten Gitarrenspieler der Welt? Das Interesse vieler Gitarren-Fans dürfte dem Label Mascot sicher gewesen sein, als kürzlich bekannt wurde, dass Mr. Yngwie Malmsteen bald mit neuer Musik aufwarten wird.
„Ich habe schon immer an alten Songs herumgedoktert, sowohl live, als auch im Studio. 1996 entstand dadurch ein ähnliches Album namens „Inspiration“. Mascot kamen schliesslich zu mir und schlugen mir vor, ein Bluesalbum aufzunehmen. Die wenigsten Leute wissen, dass ich eine grosse Affinität für Blues habe. Als Mascot mir dann dieses Projekt vorschlug, war ich nicht überrascht. Im Gegenteil, es fühlte sich so natürlich an“, wird Malmsteen zur Entstehung des Albums zitiert.
Ausgesucht hat sich der 55-jährige Schwede absolute Klassiker von den bekanntesten Namen im Genre. Hendrix, Clapton, Beatles, Stones, Deep Purple. Die Creme de la Creme des Rock. Dazu kommen vier eigene, neue Songs. Der Titeltrack eröffnet das Album mit den insgesamt zwölf Stücken, auf LP und Special Editon CD kommen noch zwei Bonustitel dazu: Jimi Hendrix‘ Little Miss Lover‘ und ‚Jumpin‘ Jack Flash‘ von den Rolling Stones. Die drei weiteren Songs aus Malmsteens eigener Feder bieten das, was man erwartet. Blues-Songs mit ausgedehnten Soli – das kann der Mann zweifellos. Vor allem das vorab veröffentlichte ‚Sun’s Up Top’s Down‘ gefällt sehr.
Womit wir bei den Cover-Versionen wären. Die stehen natürlich immer im Spannungsfeld, nicht zu nah, aber auch nicht zu weit vom Original entfernt zu sein. Malmsteen hatte sich im Vorfeld auf die Fahnen geschrieben, die Songs nicht nur einfach nachzuspielen. Wenn man sich allerdings den heiligen Gral der Rockmusik wie ‚Smoke On The Water‘, ‚Paint It Black‘ oder ‚While My Guitar Gently Weeps‘ vornimmt, dann begibt man sich auf besonders dünnes Eis. Malmsteens Version vom vielleicht berühmtesten Gitarrenriff der Welt von Deep Purple deckt die Schwächen auf: Malmsteen mag ein Gitarrenvirtuose sein, er ist aber bestenfalls ein durchschnittlicher Sänger. Viel schlimmer noch ist allerdings etwas anderes: Die Produktion hat keinen Druck, klingt stellenweise gruselig amateurhaft und schwachbrüstig. Falls das so gewollt ist, macht es das noch schlimmer.
Es ist schade, das so deutlich sagen zu müssen. Aber dieses Album ist leider ein trauriges Beispiel dafür, dass epische Songs und ein Spitzenmusiker noch lange kein gutes Album garantieren. Neben dem amateurhaften Sound ohne Druck spürt man die Leidenschaft nur teilweise aufblitzen. Herr Malmsteen hätte gut daran getan, sich auf’s Gitarrenspielen zu konzentrieren und den Gesang und vor allem die Produktion jemand anderem zu überlassen. Bei seinem Namen ist die Mittelmässigkeit dieser Produktion nicht zu entschuldigen, das machen auch die soliden eigenen Songs und die ausgedehnten Gitarrensoli nicht wett.
Das hier ist nur für Fans. Und zwar von Yngwie und nicht von seinen Vorbildern. Deren Fans könnten teilweise nämlich richtig enttäuscht sein.