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Battle Cry

Es war ein Triumphzug, als Judas Priest auf der „Redeemer Of Souls“-Tour im vergangenen Jahr weltweit über Festivalbühnen, durch Hallen und Arenen zogen. Nur vier Jahre nach ihrem als „Epitaph“ betitelten, vermeintlichen Abschied von den großen Tourneen präsentierte sich die Band um Rob Halford in Spitzenform. Zu erleben war das unter anderem in Wacken, wo dieser hervorragende Konzertfilm aufgezeichnet wurde, der jetzt als „Battle Cry“ veröffentlicht wird.

Es ist nicht eindeutig zählbar, wie viele der 85.000 Festival-Besucher am Abend des 1. August 2015 vor der Bühne standen. Aber das Feld ist weit und breit mit Menschen gesäumt, die einen Priest-Kracher nach dem anderen zelebrieren: „Metal Gods“, „Devil’s Child“, „Victim Of Changes“ – alles vom Feinsten. Die Songs des immer noch aktuellen „Redeemer Of Souls“ überraschen besonders positiv. „Dragonaut“ erweist sich als perfekter Opener und „Halls Of Valhalla“ war schon auf dem Album der Höhepunkt.

Auch der Titelsong macht sich gut zwischen den Klassikern. Und derer gibt es viele. „Turbo Lover“ kommt leicht abgewandelt, gefühlt langsamer, aber dafür etwas böser, auch dank Rob Halfords gesanglicher Variation. Zwischendurch zeigt der zu diesem Zeitpunkt 63-Jährige, warum man ihn Metal God nennt. Mit unfassbarer Lässigkeit haut er die schrillen Töne raus. Andere Künstler seines Alters hätten ein „Painkiller“ womöglich längst aus dem Set verabschiedet. Nicht Priest.

Optisch muss man aber schon ein bisschen schmunzeln. Glenn Tipton und Ian Hill sind inzwischen sowas wie Metal-Opas, die auch mit 67 bzw. 63 Jahren ihrem Leder-Look treu bleiben. Dazu die maßgeschneiderten Halford-Outfits mit Judas Priest-Symbolik, darunter der silberne Ledermantel. Ein Schelm, wer dabei kurz an Spinal Tap denken muss. Schließlich sind Judas Priest auch nach fast 50 Jahren Bandgeschichte der Inbegriff des Heavy Metal und ein großes Live-Erlebnis.

„Battle Cry“ erscheint in mehreren Formaten, in voller visueller Pracht aber nur auf BluRay. Sie enthält (wie die DVD) neben der Wacken-Setlist noch drei wertvolle (weil eher seltene) Bonus-Tracks: „Screaming For Vengeance“, „The Rage“ und „Desert Plains“. Aufgezeichnet wurden sie im Dezember im polnischen Gdansk. Kameraführung und Schnitt sind etwas merkwürdig. Davon abgesehen sind alle drei Nummern ein Genuss.

Schade, dass diese Bonus-Tracks auf der CD fehlen. Wie heutzutage so oft bietet die CD mit ihrer begrenzten Laufzeit ohnehin nur eine gekürzte Show. Das Fehlen von „Living After Midnight“ ist zu verschmerzen. Die coole Version von „Turbo Lover“ hätte aber drauf sein müssen. „Battle Cry“ wäre also definitiv eine Doppel-CD wert gewesen. Warum die beiden Wacken-Songs und die drei Bonustracks noch nicht mal in der digitalen Download-Version erhältlich sind, bleibt ein absolutes Rätsel. An der Vollversion von „Battle Cry“ führt kein Weg vorbei.

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