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Battle Beast und Majesty – Heiß, laut und gut


Schon geraume Zeit vor dem Konzert konnte man auf der Webseite des Hamburger Clubs „Logo“ den Hinweis „ausverkauft“ lesen, und andere Termine der Tour wurden bereits in größere Hallen verlegt. Battle Beast und der Special Guest Majesty haben beide unlängst ihre neuen Alben veröffentlicht, die bei den Fans gut angekommen sind, daher ist der Run auf die Konzerttickets entsprechend groß. So hat sich auch an diesem Dienstagabend Ende März schon lange vor Öffnung eine große Schar Metalheads vor dem Logo in der Grindelallee versammelt. Eine Stunde später sind gut 450 Besucher im traditionellen Rock- und Metalclub mit der niedrigen Decke versammelt und drängen sich dicht an dicht vor der Bühne. Der Club ist eng, stickig und wird schnell heiß – im Prinzip also beste Voraussetzungen für eine heiße Metalnacht, wobei eine dicke Säule mitten (!) auf der Bühne leider für manche Sichtbehinderungen sorgt. Eine etwas größere Location hätte allen drei Bands sicher gut gestanden.

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Eröffnen soll den heutigen Abend das japanische Trio Gyze, das im Gegensatz zum Rest des heutigen Line-Up aus der Melodic-Death-Metal-Ecke stammt und damit auf den ersten Blick so rein genretechnisch gar nicht zum restlichen Line-Up passen will. Aber weit gefehlt: Die drei feminin wirkenden Asiaten haben nicht nur ihre eigenen Fanbase in der ersten Reihe, sondern können auch den Rest des Publikums schnell für sich gewinnen.

Gitarrist und Sänger Ryoji schreit sich die Seele aus dem Leib, kann aber auch bei den erstaunlich oft vorhandenen ruhigeren Tönen überzeugen. Sein jüngerer Bruder Shuji setzt dazu am Schlagzeug gekonnte Akzente. Eine halbe Stunde dürfen die Japaner auf der kleinen und mit Equipment vollgestellten Bühne growlen, knüppeln, klar singen und schmissige Riffs intonieren. Am Schluss des absolut überzeugenden Auftritts dürften sie durchaus ein paar neue Fans dazugewonnen haben. Bassist Aruta freut sich. Zum Dank gibt’s von den Fans der ersten Reihe eine Hamburg-Flagge überreicht, mit der das Trio auch gleich artig zum Foto post.

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Nur eine Viertelstunde später heißt es „Hail To Majesty“, und ihre Majestät ist heute in bester Spiellaune. „Rebels“ heißt das neue Album, und wie Rebellen marschieren Tarek MS Maghary und seine Mannen auf die Bühne. Das Genre steckt voller Klischees, und die müssen heute einfach bedient werden. Lange Haare, schwarze Kleidung, Nietenarmbänder, geschminkte Gesichter, Kunstblut auf den Armen und die zum Sieg nach oben gestreckte Faust gehören bei Majesty nun mal einfach dazu. Was sich auf dem Papier in der Tat klischeebeladen anhört, funktioniert live in der richtigen Stimmung und mit der richtigen Horde gut gelaunter Metalheads bestens.

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Majesty sind eine alte Institution in der deutschen Metal-Szene. Rund um die Konstante Tarek „Metal Son“ Maghary gab es jede Menge Änderungen im Line-Up. Letzter Neuzugang ist der junge Emanuel Knorr an der Leadgitarre, der aber jahrelange Bühnenerfahrung mitbringt und heute eine ganze Reihe toller Soli abliefern darf. Die Band tritt als „Special Guest“ auf, hat auf dem Tourplakat schon fast Co-Headliner-Status und darf ein 60-Minuten-Set spielen. Los geht’s mit der ersten Videoauskopplung des neuen Albums. ‚Die Like Kings‘. Der „Metal Son“ hat sein Publikum sofort im Griff. „Springt!“ fordert der sympathische Frontmann die Meute auf. „Aber nicht gegen die Decke!“ fügt er sicherheitshalber noch hinzu. Ja, die Decke des winzigen Clubs ist tatsächlich beinahe in Sprungreichweite. Zum Glück bleibt endet Abend auf beiden Seiten der Bühne ohne Kopfverletzungen.

Die vielen und energetischen „Hail to Majesty!“-Rufe im Publikum zeigen, dass die Rebellen für viele Besucher der eigentliche Grund ihrer Anwesenheit sind. Und die Fans werden nicht enttäuscht: Die Setlist besteht aus einer nicht ganz ausgewogenen Mischung aus alten Klassikern wie eben ‚Hail To Majesty‘, ‚Metal Law‘ oder auch ‚Thunder Rider‘ mit Schwerpunkt auf dem neuen Material der aktuellen CD. Zum Schluss darf der Quasi-Titeltrack ‚Rebels Of Our Time‘ natürlich nicht fehlen, der von der enthusiastischen Menge ebenfalls begeistert abgefeiert und mitgesungen wird. ‚Fighting Till The End‘ heißt es danach noch, und diese Rebellen haben heute wieder gezeigt, dass sie tatsächlich bis zum Ende kämpfen, um die True-Metal-Fahnen hoch zu schwenken. Zufriedene Gesichter auf und vor der Bühne, Schweiß und Bier fließen, so muss es sein. Nach diesem gelungenen Auftritt ist die Metalmeute jetzt mehr als bereit für Battle Beast. Nach wiederum nur 15 Minuten Umbaupause geht es um 22 Uhr mit aufsteigenden Dampffontänen und einem Gewitter aus Stroboskoplicht los.

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Die 2008 in Finnland gegründeten Power-Metaller um den Gitarristen Juuso Soinlo und mit der seit 2012 an vorderster Stelle kreischenden Frontfrau Noora Louhimo lassen sich nicht lange bitten und legen mit ‚Straight To The Heart‘ gleich mal ordentlich los. Die charismatische Sängerin braucht nicht lange, um den Hamburgern zu beweisen, dass sie momentan zu den besten Metal-Shouterinnen gehört. In ihrem nietenbesetzten schwarzen Mantel stolziert sie über die mit sechs Musikern nun restlos gefüllte Bühne und schmettert sich mit ihrer Stimme in der Tat „straigth to the hearts“ ihrer Fans. Die Finnen haben ihr neues Album Bringer Of Pain am Start, aus dessen Songfundus natürlich ausgiebig geschöpft wird. Entsprechend folgt auch sogleich der äußerst eingängige Titeltrack. Hat sich Kollege Daniel noch in seiner aktuellen Plattenkritik über generische Synthiedrums und eine Schaufel zu viel Schlagerschmalz gewundert, besinnen sich die Finnen live zum Glück wieder mehr auf ihre Metal-Qualitäten und ersparen ihren Fans Spielereien mit Elektrobeats. So wirkt auch die poppige Ballade ‚Far From Heaven‘ live im Meer der geschwenkten Feuerzeuge und Handy-Displays weit weniger peinlich als noch auf dem Album.

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Eingängige Refrains mit Hooklines, die natürlich vom Publikum lautstark mitgegröhlt werden können, sind ein Markenzeichen von Battle Beast. Davon gibt es während der nächsten eineinhalb Stunden mehr als genug. Trotz der Enge des Clubs werden bald auch die ersten mutigen Crowdsurfer gesichtet. Sympathiepunkte bei den Nerds sammelt die Band, als zwischendurch mal eben auf Keyboard und Gitarre ein paar „Star Wars“ Themen angespielt und der berühmte Imperiale Marsch metallisiert wird.

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Die Zugaben werden mit einer kurzen und herrlich schrägen Metal-Version des Weihnachtsalptraums ‚Last Christmas‘ eingeleitet, von der Band ironisch als „Manowar Cover“ angekündigt. Dazu kommen die Finnen mit leuchtenden Wodka-Flaschen zurück auf die Bühne und legen dann mit ‚King For A Day‘ vom aktuellen Lonplayer noch einen richtigen Kracher hin, bevor der Abend mit ‚Beyond The Burning Skies‘ eine halbe Stunde vor Mitternacht ausklingt. 90 Minuten Battle Beast sind wie im Fluge vergangen, und passend dazu erschallt dann auch das Thema aus „Top Gun“ zum Abschied aus den Boxen. Battle Beast haben Hamburg als „Hauptstadt des Heavy Metal“ in Deutschland tituliert. Kann schon sein. Zumindest haben die drei Bands alles gegeben, und das Publikum hat das mit voller Hingabe und viel Enthusiasmus gewürdigt. Denn manchmal braucht man eben die volle Dröhnung.

Setlist Majesty und Battle Beast, 28.03.2017, Logo Hamburg:

Majesty:

Die Like Kings
Hail To Majesty
The Final War
Yolo HM
Across The Lightning
Metal Law
Heroes In The Night
Thunder Rider
Rebels Of Our Time
Fighting Till The End

Battle Beast:

Straight To The Heart
Bringer Of Pain
Familiar Hell
Into The Hand Of Danger
We Will Fight
Let It Roar
Black Ninja
Far From Heaven
Lost In Wars
Iron Hand
Touch In The Night
Bastard Son Of Odin
Enter The Metal World
Out Of Control

King For A Day
Beyond The Burning Skies

Bericht und Fotos: Michael Buch

Eine Fotostrecke zum Konzert findet ihr auf unserer Facebook-Seite

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