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Bastards Of Beale

Tora Tora waren Ende der Achtziger knapp davor, den Durchbruch in den USA zu schaffen. Mit ihrem Debüt „Surprise Attack“ und der Single ‚Walkin‘ Shoes‘ knackten sie die Charts, und der boogie- und bluesbeeinflusste Hardrock der Band war auch live immer eine Bank. Wie fast alle traditionellen Hardrocker wurden sie vom Grunge-Hype aus dem Business gedrängt, was nicht dem neuen Mainstream entsprach, war für die „Suits“ nicht mehr existent. 1994 nahm die Band zwar noch ein drittes Album auf, da aber ihr Label ihne jegliche Unterstützung entzog und logischerweise noch kein Bandcamp oder ähnliche DIY-Vertriebswege existierten, fand es nie den Weg in die Plattenläden und die Band löste sich kurz danach frustriert auf.

2008 reformierten sich Tora Tora in Originalbesetzung als pures Hobby- und Spaßprojekt, und 2019 gibt es nun erstmals neues Material der Memphis-Truppe zu hören. Stilistisch hat sich, den Fan freut’s, rein gar nichts geändert. Zwischen den Eckpunkten Led Zeppelin, Grand Funk Railroad, Great White, Tesla und Blackfoot rockt das neue Album „Bastards Of Beale“ höchst sympathisch und vollkommen unprätenziös und basisch drauflos. Vielleicht sogar ein wenig zu basisch, denn die Produktion hätte durchaus mehr Schmackes vertragen können – statt im Hardrock positionieren sich Tora Tora heute soundtechnisch eher im knackigen Bluesrock. Aufgenommen wurde das Album im legendären Sam Phillips Studio, in dem seinerzeit Johnny Cash, Roy Orbison, Jerry Lee Lewis und andere den Rock And Roll miterfanden, und so klingt das Album: knochentrocken, basisch und definitiv analog. Auch wenn das den Hardrocker verstören könnte, sollte das keinen Fan der Band vom Erwerb der Scheibe abhalten. Denn man gewöhnt sich schnell an den neuen Sound, und die Songs stimmen allesamt. Mit ‚Silence The Sirens‘ ist sogar ein waschechter Ohrwurm enthalten, der auch auf den ersten beiden Scheiben fraglos ein Höhepunkt gewesen wäre. Auch das sumpfig groovende ‚Son Of A Prodigal Son‘, das wie eine Mischung aus CCR und Kingdom Come klingt, beeindruckt mit viel Atmosphäre und großartigen Gitarren. Die mit Country- und Soul-Elementen ausgestattete Ballade ‚Lights Up The River‘ dürfte allen Black Crowes-Fans der „Amorica“-Phase ebensoviel Freude bereiten wie den Tora Tora-Fans, ‚All Good Things‘ und ‚Rose Of Jericho‘ sind groovige Boogie-Monster und zum Abschluss gibt’s mit dem Titelsong noch ne launige Uptempo-Nummer, wieder mit leichtem CCR-/Fogerty-Einschlag. Sänger Anthony Corder klingt immer noch ziemlich genauso wie anno dunnemals, die ganz hohen Quietscher erspart er sich (und uns?) heutzutage aber, was Tora Tora durchaus gut zu Gesicht steht.

Fazit: hier gibt’s eigentlich nichts, aber auch gar nichts zu meckern. Freunde von bluesigem Rock’n’Roll/Hardrock werden sich über das Album-Comeback der Band eh einen Ast freuen, und auch Fans von Gov’t Mule oder den erwähnten Black Crowes sollten „Bastards Of Beale“ unbedingt einmal anchecken. Der sympathische Vierer hat mit dem Album so ziemlich alles richtig gemacht – wäre fein, wenn sich das auch in Verkäufen niederschlagen würde.

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