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Two Paths

Wenn man über melodischen Death-Metal mit nordischen Folk-Anklängen spricht, führt kein Weg am finnischen Fünfer Ensiferum vorbei. Seit dem hervorragenden „One Man Army“ sind erst zwei Jahre vergangen, in denen die Jungs auch noch ein Best-of-Album zusammengezimmert haben. Akkordeon-Spielerin Emmi ist ausgestiegen und hat Platz für Ex-Turisas-Dame Netta Skog gemacht, die zudem Gesang und jede Menge frische Ideen beigesteuert hat. Die vier Herren haben „Two Paths“, dessen Thema „Entscheidungen und deren Konsequenzen“ ist, mit dem Produzenten des Vorgängers analog aufgenommen. Ohne modernen Schnickschnack, was dem neuesten Werk der Finnen tatsächlich einen frischen und organischen Sound verleiht.

Beim Vorgänger „One Man Army“ war die Ohrwurm-Quote bei den Songs unglaublich hoch, obwohl das im Genre natürlich Tradition hat. Und Tradition haben auch „glorreiche“ Chöre – und mit denen geht’s bei „Two Paths“ auch los. Und mit Hörnern und Gitarren. Das zweiminütige Intro leitet exzellent zum prominenten ‚For Those About To Fight For Metal‘ hin. Der Song mit dem Klischee-erinnert ein wenig an einen Filmsoundtrack, bis die Growls von Hauptsänger Petri Lindroos dazukommen, die in seiner relativ hohen Stimmlage an Black-Metal erinnern. Lindroos ist Finne und nicht Johan Hegg von Amon Amarth. Die Gitarren sind da, die Flötensamples vom Keybpard und der typisch finnische Polka-Touch. Klasse Einstieg! Im Titelsong darf Skog das erste Mal zeigen, was sie auf ihrem Instrument kann. Die Finnen verstehen es wie niemand anderer, melodischen Death-Metal derart launig, derart eingängig und derart stimmig mit nordischer Folklore zu verknüpfen. ‚King of Storms‘ kommt hart und mit verhältismässig „wenig Melodie“, was sich bei ‚Feast With Valkyries‘ schon wieder erledigt hat. ‚I Will Never Kneel‘ hat nichts von dem launigen Charme, sondern erinnert ein wenig an das Pathos von Manowar. ‚Hail To The Victor‘ hat ein untypisch gemächliches Tempo und einen Hauch von Doom, aber auch den kriegerisch-triumphalen Touch, den der Titel vermuten lässt.

Man mag Ensiferum vorwerfen, dass die immer gleichen Melodielinien und die immer gleichen Klischees heruntergeleiert werden. Zum einen ist das natürlich zuallererst Geschmackssache, vor allem aber das, was die Fans zu Recht erwarten. Aber die Finnen zeigen mit diesem Album mehr als mit dem Vorgänger, dass sie im Rahmen ihrer stilistischen Grenzen durchaus in der Lage sind, das „Strickmuster“ der Lieder zu variieren und zu erweitern. So beispielsweise beim hyperschnellen und -harten ‚King of Storms‘, dem thrashigen ‚God Is Dead‘ oder ‚Don’t You Say‘ mit seinen Classic-Rock-Anleihen. Ausser Frage steht zudem auch, dass die meisten dieser „simplen Songs“ einfach unglaublich Spass machen und nicht nur ins Ohr und in den Nacken, sondern auch ins Bein gehen. So what?

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