Back In The Saddle Again – Radio Shows 1980 & 1984
Zwei Livemitschnitte von Heimspielen der „Boston Bad Boys“ findet man auf der vorliegenden Doppel-CD. Die Besonderheit ist natürlich, daß es sich um die Phase handelt, in der Joe Perry (MIA auf beiden) und Brad Whitford (ist auf CD 1 noch zu hören) der Band den Rücken gekehrt hatten.
Die Soundqualität beider Discs ist ziemlich gut, und einige Songs dieser Shows wurden in überarbeiteter Version auch auf der „Classics Live!“ -Scheibe verwendet. Die Ersatzleute Jimmy Crespo und Rick Dufay machen einen durchaus ehrbaren Job, und die Setlist enthält eine Handvoll selten gespielter Songs. Leider schon wieder nix von der damals aktuellen „Rock And A Hard Place“-Scheibe, aber fast Vergessenes wie ‚Think About It‘, ‚No More No More‘, Milk Cow Blues‘ oder ‚Lick And A Promise‘ plus einen Reigen der Klassiker wie ‚Sweet Emotion‘, Walk This Way‘, ‚Dream On‘ und ‚Mama Kin‘. Lediglich Kollege Tyler bekleckert sich teilweise alles andere als mit Ruhm, klingt er doch auf beiden Mitschnitten eher müde – oder, wenn man die Hintergründe kennt, als habe er genug Mühe, aufrecht stehen zu bleiben. Wie er auf CD 1 die großartige Ballade ‚Seasons Of Wither‘ (einer der großartigsten Songs der kompletten Aero-History!) zersägt, ist wirklich nichts für zarte Gemüter. Die seltsamen Soundschwankungen und das Gepfeife aus dem Publikum legen nahe, daß der Soundmann wohl in Angesicht des Dargebotenen versucht hat, mehrfach sein Mikro entsprechend runterzuziehen. Kein Wunder, daß die einstigen Superstars damals nur noch eine Clubband waren. Tylers Genuschel auf ‚Walk This Way‘ hat allerdings durchaus ein gewisses humoristisches Potenzial – wenn jemand tatsächlich versteht, was uns der Künstler hier sagen wollte, würde sich das komplette WS-Team über einen Tipp freuen! Auf CD 2 von 1984 scheint er sich wieder etwas gefangen zu haben, allerdings spielte die Band an diesem Abend insgesamt etwas lustlos. Nun, nur wenige Monate später erfolgte die Reunion im Original-Line-Up und das großartige „Done With Mirrors“-Album, bevor die Band sich schließlich mit Hilfe von Desmond Child und Bruce Fairbairn wieder an die Spitze des Rock-Olymps setzen konnte.
Soundtechnisch sind die hier vertretenen Mitschnitte absolut im grünen Bereich angesiedelt, allerdings muss man sich auf eine bisweilen etwas bizarre Gesangsleistung und generell nicht durchweg oberklassige Performance einstellen. Für Die-Hard-Fans womöglich lohnend, alle Anderen sind mit den „echten“ Livealben „Live Bootleg!“ (1978, die Klassiker) und „A Little South Of Sanity“ (1998, die Radiohits) ausreichend bedient.