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AVATAR – Wo der Teufel mittanzt

Lange mussten sich die Fans des Melodic Death Metals gedulden, bis Avatar endlich ihre Europa Tour starten konnte. Die fünf Schweden laden in die fast ausverkaufte Markthalle in Hamburg um ihr neuestes Werk, das im Februar veröffentlichte „Dance Devil Dance“, zu präsentieren. Das Publikum ist bunt gemischt, wobei aber das genretypische Erscheinungsbild überwiegt. Der Front-of-Stage-Bereich ist übrigens deutlich weiblich besetzt – nicht unbedingt üblich für ein Metal-Konzert.
Gleich beim Betreten des Konzertsaals fällt der Blick auf die für diese Bühnengröße aufwändige Bühnenkonstruktion. Neben noch abgehangenen Aufbauten hängt eine Unmenge an Licht- und Sound-Equipment an den Traversen.

Eröffnet wird der Abend von Kassogtha aus der Schweiz. Sängerin Stephany überzeugt mit wunderbarem Kehlgesang. Es folgt die US-amerikanische Metalcore-Band Veil Of Maya, die hier musikalisch für ihr kommendes neues Album „[m]other“ (VÖ 12. Mai 2023) werben. Beide Bands werden ihrer Aufgabe als Einheizer gerecht und von den Fans anerkennend beklatscht.

Nach einer kurzen Umbaupause dimmt das Licht und Glockenschläge ertönen. Aha – Kenner des neuen Avatar-Albums wissen, die Show wird mit dem Song „Dance Devil Dance“ eröffnet. Aber noch ist nur Schlagzeuger John Alfredsson hinter seinen Kesseln zu sehen, der mit roboterartigen Bewegungen den Takt vorgibt. Nach und nach öffnen sich Lamellenvorhänge im Bühnenbild, durch welche die restlichen vier Musiker die Bühne betreten. Dann geht’s los. Pyro-Fontänen schießen aus dem Boden und die musikalische Aufforderung zum Tanz lässt die Menge ausrasten. Sänger Johannes schreitet in der Maskerade des Harlekins über die Bühne und lässt keinen Zweifel an der Qualität seiner Stimme. Tiefe Growls und hohe Screams werden mühelos erreicht und er zaubert eine Präsenz auf die Bühne, dass es Faszination und Freude ist, ihm zuzuschauen. Es folgen die Songs „The Eagle Has Landed“ und „Valley of Disease“, in denen die Musiker, allesamt mit reichem Haupthaar gesegnet, dem windmühlenartigen Headbanging frönen.

Als Sohn einer deutschen Mutter spricht Sänger Johannes Eckerström hervorragendes Deutsch mit sympathischem schwedischem Akzent. Mit Witz und Charme führt er durch das Avatar-Set, welches einiges Überraschendes bereithält. Während des Songs „Puppet Show“ verlässt Johannes die Bühne, um inmitten der Fans wieder aufzutauchen. Mit viel Theatralik stellt er seine Fingerfertigkeiten mit dem Knoten eines Luftballon-Hündchens unter Beweis. Eine fantastische Showeinlage. Anschließend bekommt er eine Posaune gereicht und die „Puppet Show“ nimmt wieder Fahrt auf. Das Posaunenspiel ist ohne Fehl und Tadel. Sagte er doch selbst kürzlich in einem Interview, dass seine Fähigkeiten auf dem Blasinstrument niemals reichen, um damit auch nur ein Ticket zu verkaufen – scheinbar hat er geübt. Für eine Verschnaufpause bei den Feiernden sorgt der nun anstehende ruhige Teil der Show. Am Klavier intoniert Johannes zur Freude des Publikums den Refrain von Nenas „Nur geträumt“, gefolgt vom gefühlvollen „Tower“. Mit „Colossus“ und „Let It Burn“ wird aber wieder aus allen Rohren geballert.

Neben Johannes wird auch seinen Kollegen viel Raum gelassen. Gitarrensoli werden von Jonas Jarlsby und Tim Öhrström gut ausgeleuchtet an der Bühnenfront zelebriert. Schlagzeuger John Alfredsson schießt Lamettakanonen in den Saal und verlässt seinen roboterhaften Habitus nur, um mit einem wilden, schlaksigen und ungelenken Tanz eine Umbaupause zu überbrücken. Zu „The Statue Of The King“ betritt Gitarrist Jonas Jarlsby mit Robe und Krone die Bühne. Seine Kollegen stehen Spalier und huldigen dem König. Mit diesem 16. Song ist dann auch das Ende der Show erreicht, was die Fans natürlich nicht einsehen wollen. Avatar lässt sich aber auch nicht lange bitten und beendet den Abend mit dem Triple aus „The Dirt I‘m Buried In“, „Smells Like A Freakshow“ und der Weltuntergangshymne „Hail the Apocalypse“. Zum Ende wird die Bühne noch einmal ordentlich eingenebelt und die Musiker hauen den Schlussakkord in ihre Instrumente. Dieser wird von der Tontechnik geloopt und beschleunigt und treibt die Lichtanlage in eine kaskadenartige Eskalation. Mit einem Schlag endet das Spektakel und die Bühne ist leer. Großartig! Ein fulminantes Ende einer grandiosen Metal-Show. Natürlich kommen die Musiker zur Musik und dem Versprechen von Vera Lynns „We’ll Meet Again“ noch einmal auf die Stage und werden frenetisch gefeiert.

Abschließend bleibt festzuhalten: Was Avatar an diesem Abend abgeliefert hat, war spektakulär. Eine knapp zweistündige, grandios choreografierte Show mit tollem Bühnenbild, aufwändig inszenierter Licht- und Pyrotechnik und fein abgestimmter PA. Hinzu kommt die absolute Spielfreude der fünf Mannen aus Göteborg … unbezahlbar.

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Text& Fotocredit: Markus@Whiskey-Soda

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