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Bombastische Apokalypse – Apocalyptica, Epica und Wheel live in München

„The Epic Apocalypse Tour“ ist ein gewaltiger Name, den die Symphonic-Metaller von Epica und die Cello-Metaller von Apocalyptica für ihre gemeinsame Headliner-Tour ausgewählt haben. Bevor diese beiden Bands ihr Können unter Beweis stellen, stehen zunächst die finnischen Progressive-Metaller von Wheel auf der Bühne. In der Prog-Metal-Szene ist das Quartett schon längst kein Geheimtipp mehr. Vielleicht ist deswegen die Münchener Tonhalle zu diesem frühen Zeitpunkt bereits sehr gut gefüllt. Wheel zeigen von Beginn an, dass sie ihr Handwerk verstehen und aktuell einer der heißesten Acts ihres Genres sind. Während die härteren Töne zum Kopfnicken einladen, verführen die ruhigen Passagen in den teilweise bis zu zehn Minuten langen Liedern zum Wegträumen. Unterstützt wird das durch eine angenehm zurückhaltende, aber auf den Punkt gebrachte Lichtshow. Doch nach vier Songs und lediglich 27 Minuten sind sie am Ende ihres Sets angekommen. Schade! Sie hätten wirklich mehr Spielzeit verdient gehabt. Es bleibt nur zu hoffen, dass Wheel bald auf ihre eigene Headliner-Tour kommen werden.

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Nach kurzer Umbaupause beginnen Epica ihr Set mit „Abyss of Time“ von ihrer aktuellen Studioplatte „Omega“. Das niederländische Sextett zeigt von Beginn an große Spielfreude und das, wofür sie stehen: Symphonic-Metal der härteren Gangart gepaart mit überbordendem Bombast. Mit großer Leinwand hinter und kleiner Leinwand unter dem Schlagzeug werden gefühlt im Sekundentakt knallbunte Symbole, Zeichen, Bilder und Songtexte dem Publikum entgegengeworfen. Zeitweise fühlt man sich wie in einen Euro-Dance-Video der 1990er Jahre. Dazu werden vom Band die pathetischen Choräle eingespielt, die live kaum umzusetzen sind. Während andere Bands hier reduzieren oder der Backgroundgessang in abgespeckter Form von den Bandmitgliedern übernommen wird, fahren Epica alles auf, was die technischen Möglichkeiten bieten. Es muss groß und das volle Erlebnis sein. Genau das erwartet das Publikum von ihnen. Die Stimmung ist prächtig. Vor allem die äußerst sympathischen deutschsprachigen Ansagen von Frontfrau Simone Simons werden vom Publikum dankend angenommen.

Dass Epica auch anders können, zeigen sie mit ihrer Ballade „Rivers“. Beim reduzierten Beginn wird deutlich, welch fantastische Sängerin Simone Simons ist. Passend dazu fordert sie das Publikum auf, die Taschenlampen an den Smartphones anzumachen. Alle anderen Lichter in der Tonhalle erlischen. Es wird eine interessante und ungewöhnliche Atmosphäre kreiert. Feuerzeuge mögen mehr Flair gehabt haben, aber diesen Anblick hätten sie nie erschaffen können. Danach treibt der Bandklassiker „Cry of the Moon“ die Stimmung nach oben. Bei „Beyond the Matrix“ ist im Refrain erstmals kollektives Springen angesagt, bevor zum Abschluss bei „Consign to Oblivion“ die Circle Pits folgen. Das Publikum ist happy und bedankt sich mit langanhaltendem Applaus für die 13-Song-lange perfekte Inszenierung!

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Doch nach dem Bombast soll nach einer weiteren Umbaupause noch die Apokalypse folgen. Im ersten Augenblick wirkt es gar nicht so. Auf der Leinwand erscheinen grüne Wiesen. Vogelgezwitscher schallt aus den Boxen. Was ist denn da los? Doch dann erscheinen zerstörte Landschaften und Städte. Apocalyptica beginnen mit dem düsteren „Ashes of a Modern World“ von ihrer aktuellen Scheibe „Cell-0“, gefolgt von ihrem instrumentalen Hit „Grace“. Anschließend betritt Franky Perez die Bühne, der bereits seit über einem Jahrzehnt der Live-Sänger der Finnen ist. Von jeher hat er keinen leichten Stand: Zum einen begreifen manche Fans Apocalyptica immer noch als eine Instrumentalband, zum anderen muss er in der Regel Lieder wie „I’m not Jesus“ singen, die ursprünglich mit anderen Künstlern eingespielt worden sind. Trotzdem macht er seine Sache richtig gut. Deutlich wird dies bei „Shadowmaker“ samt „Killing in the Name of“-Ende. Dabei weiß der Sänger nicht nur mit seiner stimmlichen Vielfalt, sondern im langen instrumentalen Mittelteil ebenso am Schlagzeug zu überzeugen. Das gemeinsame Spiel mit Schlagzeuger Mikko Sirén ergibt ein brachiales Klangbild.

Wie zu erwarten war, setzen Apocalyptica einen deutlichen Kontrast zum farbfrohen Aufritt von Epica. Licht- und Showelemente sind dezenter, dafür stimmungsvoller eingesetzt. Eine düstere Atmosphäre wird erschaffen und durch Lieder wie „En Route to Mayhem“ oder die alles zerstörende Interpretation von Sepulturas „Inquisition Symphony“ untermauert.

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Dass sich die beiden Welten des Abends vereinen lassen, wird in „Rise Again“ deutlich. Simone Simons betritt die Bühne und harmoniert mit ihrer Stimme herausragend gut mit den drei Cellisten. Das Publikum ist begeistert! Weitere Stimmungshighlights sind natürlich die Metallica-Cover „Nothing Else Matters“ und „Seek & Destroy“, wobei letzteres noch durch „Thunderstruck“ von AC/DC ergänzt wurde, nachdem es in der dazugehörigen Ansage einen kleinen Seitenhieb auf die populären (und langweiligen) AC/DC-Cover der Cello-Rocker von Two Cellos gab. Das nennt man wohl finnischen Humor!
Den großen Abschluss der 13 Tracks umfassenden Setlist bildet fast schon traditionell die monströse und gewalttätige Interpretation von Edvard Griegs „The Hall of the Mountain King“. Damit ist die Apokalypse endgültig vollzogen!

 

Fotos: André Schnittker

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