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Adventure Handbook

‚All we need is something to believe in. All we need is to get out of bed with reason.‘

Ports Of Call

Ach, wie schön: ein Überlebenshandbuch für den echten Folkpunk-Pfadfinder! Nur ist noch nicht ganz klar, auf welche Weise das neue Album von Bob Moir seinem Hörer eine Lehre sein möchte. Vielversprechend als Prosa getarnt führen die liebevoll in Reih und Glied abgedruckten Texte zum Album schneller zur Ernüchterung, als einem lieb sein könnte.

Doch Obacht: Ist die CD erst einmal eingelegt und die Kapitelchen mit etwas Musik aufgefüllt, kann ‚Adventure Handbook‘ tatsächlich bereichernd sein, wenngleich weniger mit richtigen Ratschlägen als vielmehr gefühlsechten Wasserstandsmeldungen aus und mit Herz und Seele. Rob Moir schlüpft dabei in die Rolle des Ghostwriters eines Anfang des 19. Jahrhunderts auf einem Piratenschiff geborenen, lebens-, liebes- und reiselustigen Protagonisten, der allerlei doppelbödiges Gepäck mit sich herumträgt. Diesen Eindruck jedenfalls erweckt der „Klappen“text, solange man es sich spart, ein wenig eckiger zu denken.

In Wirklichkeit muss sich Rob Moir, bekanntgeworden als Vokalist der kanadischen Punkband Dead Letter Dept., die Reiseabenteuer gar nicht derart aus den Rippen schneiden. Der passionierte Fahrradfahrer ist viel herumgekommen und hat hörbar viel aufgesaugt. Sein neues Album beginnt beim ‚New Years Eve‘ und endet im ‚New Years Day‘. lm Zweieinhalbminutentakt fördert es Anekdoten aus seines Schreibers Gefühlswelt zutage und lässt dabei musikalisch hineinspielen, was ihm gerade passt. Herausgekommen ist ein Dutzend eingängiger Rocksongs mit Pfiff, Charakter und Größe.

Größe? Ja! Die kommt zum Vorschein, wenn man die kompakten Stücke mit Sinn und Verstand entfaltet. Moirs leicht heiser herausgerufene Lyrik nämlich lädt noch weit über die kompakten Tracklängen zum Entblättern und Auffalten ein, ohne dass dabei auch nur ein Vers auf Anhieb trittsicher wäre. Das Spannungsfeld reicht dabei von ganz normalen romantischen Ausreißerphantasien (‚Run For Your Life‘) über melancholische Lakonie (‚Just Ghost‘) und unverbindliche Affären (‚The Lonely Tourist‘) bis hinein in die tiefste Sinnkrise (‚Wait For It‘). Und Phrasen, Floskeln und Plattitüden fehlen erfreulicherweise ganz.

Wenn auch die ganz großen Gefühle nicht so recht überspringen mögen: Seine Folk- und Melodic-Punk-Einschläge sowie die ständigen Tempo-, Stimmungs- und Instrumentierungsverschiebungen machen Rob Moirs ‚Adventure Handbook‘ zu einer kurzweiligen halben Stunde Singer-Songwriter-Entertainment, die garantiert nicht spurlos an einem vorübergehen wird.

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