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ADAM ANGST – Twist

Aller guten Dinge sind drei, sagt der Volksmund. Allerdings würde das in der allgemeinen Interpretation bedeuten, dass die ersten beiden Anläufe daneben gegangen sind, und ein weiterer notwendig ist. Bei den Herren von Adam Angst passt das Sprichwort daher nur begrenzt, kann man die ersten zwei Alben nun wahrlich nicht als Fehlversuch ansehen. Das nun vorliegende „Twist“ ist aber dennoch Longplayer Nummer drei, und wir wollen doch mal schauen, inwieweit die alte Weisheit vielleicht doch zutrifft. Unweigerlich schaut man bei den ersten Tönen von „Die Lösung für deine Probleme“ auf das CD-Cover: Habe ich versehentlich Danger Dan eingelegt? Dan-typische Klavierklänge eröffnen, und auch Felix Stimme kommt im eher ungewöhnlichen Liedermacher-Stil daher. Es folgt eine viereinhalbminütige Abrechnung mit der selbsternannten politischen Alternative. Da bei dieser „Partei“ und deren Anhängern Sachargumente mangels Zugang abprellen, ist Ironie das vielleicht bessere Mittel, und so nehmen AA die Argumentationsketten dieser Leute auf Korn: „Ist dein Frühstücksei dir nicht hart genug? Dann finde und töte das Huhn. Ist die Milch im Kühlschrank nicht mehr gut, fährst du raus und verprügelst ´ne Kuh.“ Allerdings nicht, ohne am Ende festzuhalten: „Wenn das alles wenigstens logisch wär, wärst du nur ein Arschloch, nicht viel mehr.“

Etwas irritiert bleibt man nach „Unangenehm“ zurück, das ein Feature der Wutgruppe 0 enthält. Man kann nicht anders, als an die unsäglichen Böhsen Onkelz zu denken, sowohl von der Musik als auch dem Gesang. Andeutungen an Frankfurt und Lausitz tun ein übriges. Soll das so? Dazu das Onkelz-typische Gebrülle. Mhmmm, direkt nach der Anti-AFD-Nummer? Aufgelöst wird das Ganze durch den Kindersatz am Ende: „Seit über 30 Jahren erzählt Ihr dasselbe!“ Ein Glück! Und damit zeigt sich das „Problem“ dieser Platte: Wer nur laut Musik hören will, und wem Texte dabei egal sind, der ist hier auf jeden Fall falsch. Hier geht beides Hand in Hand, und die feine, nicht immer auf den ersten Blick erkennbare Zweideutigkeit braucht ein gutes Hinhören, und tatsächlich auch manchmal ein wenig Hintergrundwissen. Wer sich aber drauf einlässt, wird so manche amüsante Überraschung entdecken. Am besten gelingt es den Jungs bei „Schmerz“, das eine wunderbare „Hymne“ auf den („rein rechtlich sag ich Deinen Namen nicht“) Vorsitzenden der „Alternative für Deutschland mit Substanz“, und damit eine herrliche Erweiterung  des Openers ist.

Wer nur kurz Zeit zum Reinhören hat, sollte sich auf jeden Fall „Unter meinem Fenster“ und „Wir sind zusammen“ geben. Wem das gefällt, wird automatisch Lust auf den sehr vielfältigen Rest bekommen.

Die alte Redensart trifft hier bei „Twist“ nur begrenzt zu. Den Männern um Felix Schönfuss gelingt mit diesen 35 Minuten eine wunderbare und abwechslungsreiche Unterhaltung, die nicht immer den radiokompatiblen Massengeschmack trifft, was aber eh nicht das Ziel von Adam Angst war. Tatsächlich muss die alte Weisheit nach mehrmaligen Durchhören ergänzt werden:

Aller sehr guten Dinge sind drei!

 

Note: 1-

Unser Album des Monats November 2023

 

Frontmann Felix hat uns übrigens ein ausführliches Interview gegeben, dass Ihr hier lesen könnt.

 

 

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