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Unexpected Gift

Nichts ist bekannt darüber, ob die Kick Joneses über sieben Brücken gehen mussten. Aber sieben Jahre sind vergangen – dunkle Jahre für ihre Fans, in denen kein neues Album veröffentlicht wurde. Nun ist es aber da, als Doppelalbum zumal, und man freut sich drüber wie über ein unerwartetes Geschenk.

Denn die sechs Mannen tun, was sie am besten können: Musizieren aus reiner Freude am Musizieren. Das bringt Laune, sowohl für sie selbst als auch für die Hörer, und verleiht den 20 neuen Songs eine einnehmende Lässigkeit. Und das auch, wenn es mitunter ganz gut zur Sache geht. Denn vom Punkrock können die Kick Joneses immer noch nicht so richtig lassen. Das ist aber nur eines von vielen Genres, in das ‚Unexpected Gift‘ einen Schlenker unternimmt. Fast jeder Song bedient sich eines neuen musikalischen Ingredienses. Per Keyboard, Shanty-Akkordeon, Ska-Shouts, Stoner-Gitarre oder Dance-Tunes geht es hin und her zwischen Indie-Rock, Power-Pop, 80er Wave, Fun-Punk und Brit-Pop.

Das kann nur eine Band – und dann auch noch gut – mit einer reichen musikalischen Vergangenheit. Die Kick Joneses blicken immerhin schon auf 24 gemeinsame Jahre zurück; die Anfänge ihrer Vorgängerband Walter Elf reichen sogar bis ins Jahr 1983. Dieses, man kann es fast schon Vermächtnis nennen, liegt der Kombo aber nicht schwer und drückend auf den Schultern; ihr Sound kommt im Gegenteil frisch, offen und lebendig daher. Vieles auf ‚Unexpected Gift‘ groovt ganz wunderbar (’50 Bucks Trailer‘, ‚How Low Can A Drunk Get?‘, ‚Battered And Bruised‘) und allein der Titeltrack hat auch textbedingt einen hohen Gänsehautfaktor. Der Lo-Fi-Sound der Songs hat manchmal etwas Kantiges, aber immer ist da viel Herz im Spiel.

20 Stücke ist viel für ein Album, und so gibt es mit Beginn der zweiten Hälfte auch einen leichten Hänger. Für Beinhart-Fans ist ‚Unexpected Gift‘ in seinem Umfang natürlich eine noble Gabe, für andere Hörer könnte es hingegen zur Herausforderung werden. Mit seiner Länge von einer Stunde fünfzehn bringen die Kick Joneses ihr neues Album wohl um den Effekt, dass der Hörer nach dem ersten Durchlauf aus Wohlgefallen gleich nochmal die Playtaste drückt. Aber so schlimm ist das ja nicht. Sacken lassen und am nächsten Tag wieder auflegen.

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