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Cvlt

Phantom Winter … – ein Winter etwa, den man spürt, aber nicht spüren sollte, so wie den Phantomschmerz? Der VÖ-Termin fiele in die „passende“ Saison, denn auf der Schwelle zu den unter Landwirten und älteren, volksmundhörigen Nachbarinnen regelrecht gefürchteten Eisheiligen sollte im Grunde genommen kaum etwas weniger zu spüren sein als der Winter. Wo sich also nun Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia im Verborgenen durch die Beete frosten, beackern Phantom Winter ohne Rücksicht auf Verluste die zarte Knospe des noch jungen Sommers.

Die aus der Arsche von Omega Massif emporgestiegene Band zog mit der Bürde ins Studio, einen Verlust zu kompensieren, kamen aber mit noch einer ganzen Menge mehr wieder vor die Tür. Gesang beispielsweise: Nicht nur, dass sich in Christian Krank ein stimmgewaltiger Growler für die neue Formation fand, nein, auch Gitarrist Andreas Schmittfull fasste sich ein Herz und screamte sich den Rachen wund, als hätte er schon ewig auf diesen Moment gewartet.

Instrumental schlagen die Würzburger den Weg des warmen Entzugs ein und bauen auf alte Stärken. Und was für welche! Stampfende Berserker, schwerfällige Gebirgsriesen, brausende Riff-Blizzards. Songs wie ‚Finster Wald‘ fräsen sich rücksichtslos durch alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Lichten sich mal die Spuren, kippt die Szenerie schnell ins Morbide: psychotisches Stimmengewirr umflattert einen in ‚Corpses Collide‘ wie ein Schwarm Fledermäuse, ein Klavier tackert dissonante Akkordstummel dran; in ‚Svffer‘ zerschellen zwei Schimpftiraden an der Sprachbarriere zwischen ihnen. Die tiefen, trägen Doom-Donner und die wohlig flirrenden Post-Rock-Leichtbauten indes greifen unmittelbar ineinander und verwirbeln sich unter Beimischung von einem Schuss Black Metal-Attitüde und einem Spritzer Sludge-Dreck zum atmosphärischen und aller Behäbigkeit zum Trotz hochdynamischen Alleskönner.

‚Cvlt‘ bietet jenen ein warmes – pardon: kaltes – Willkommen, die noch nicht ganz über Omega Massif hinweg sind, entfaltet aber auch für Neueinsteiger seinen Reiz: Das synergetische Miteinander der Spielarten spricht Anhänger vieler Stilrichtungen an, ohne dabei am Anspruch zu sparen. Well played, Phantom Winter – der Sommer kann kommen. Wir haben ja was Kühles da.

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