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World Turned Upside Down

Der Mythologie nach war es ein großes hölzernes Pferd, in dem sich die Griechen versteckten und so nach Troja eingelassen wurden und die Stadt einnehmen konnten. In unserem Fall stecken in Trojan Horse vier Jungs aus Manchester, die sich für die Einnahme der restlichen Musikwelt in diesem Fall eine ganze Reihe von Gastmusikern mit ins Pferd geholt haben, unter anderem Kavus Torabi von Knifeworld. „World Turned Upside Down“ ist das dritte Studioalbum der Briten und bietet dem geneigten Progger eine wahrlich eigenwillige Mischung aus psychedelischem Hardrock, Jazz, Elektro, Fusion und Retroprog.

Das ist teilweise so abgefahren, dass man kaum aus dem Staunen heraus kommt. Wirr und beim ersten Hördurchgang unzusammenhängend erscheint die Musik. Aber je mehr man sich mit den komplexen Stücken – teilweise eher Soundcollagen – beschäftigt, umso mehr wird doch ein roter Faden erkennbar. Diese Musik hört man nicht mal eben nebenbei oder berieselt damit die nächste Party. Dieses Album erfordert unsere vollste Aufmerksamkeit, und natürlich eine gewisse Offenheit für diese avantgardistischen Kläge. Da gibt es dank der vielen Gastmusiker immer wieder mal Einsätze von Cello oder Trompete, schräge Klangcollagen und –experimente. Der Titeltrack streift die Gefilde der Loungemusik, beim Longtrack ‚Hypcrite’s Hymn‘ wird fleißig King Crimson und ‚Court Of The Crimson King‘ zitiert, und zwischendurch geht es dann wieder abwärts in düstere und äußerst psychedelische elektronische Passagen. Wenn ein Progger die totale Abwechslung mag, ist er hier genau richtig. Schon beim Opener ‚Jurapsyche Park‘ (ja, die Titel des Albums sind auch eine Nummer für sich mit ‚Interlude‘, ‚Centrelude‘ und ‚Outerlude‘) gibt es schräge Rhythmen, funkige Vocals und quietschende Orgeln. Das setzt sich die nächste knappe Stunde so fort – das musikalische Equivalent zu Forrest Gump und seiner Pralinenschachtel: Man weiß nie, was man als nächstes bekommt. Groovenden Jazz? Doch vielleicht lieber Elektrosounds? Krachende Gitarren? Auch da. Und dennoch schaffen es Trojan Horse, diesen wilden Mix zu einem homogenen Ganzen zu verschmelzen. Hut ab dafür!

Episch, vertrackt, verspielt, aber auch augenzwinkernd und knapp gehalten, wie beim letzten Titel ‚Fire! Fire!‘. ‚Fire! Fire! / There is a fire in the kitchen! What did you say? There is a fire in the kitchen! You better run / you better hide / you better call 999!‘ Wir rufen aber nicht die Feuerwehr, sondern legen dieses Album allen ans Herz, die mal etwas wirklich Merkwürdiges hören und ihre Welt gerne einmal auf den Kopf gestellt bekommen möchten.

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