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Currents

Beinahe fünf Jahre ist es her, daß mich das letzte Album der Norweger In Vain aus den Socken gehauen hat. Mit einer seltenen „1+“ ausgezeichnet, war „Ænigma“ ein wundervolles Konglomerat aus Black-, Death- und Progressive-Metal und mein damaliges Album des Jahres. Mit entsprechender Vorfreude und hohen Erwartungen gleichermaßen habe ich daher dem neuen Album entgegengefiebert. Das Offensichtlichste gleich voraus: In Vain machen keine Experimente im Sinne von starken Veränderungen, „Currents“ steht so gesehen in der guten Tradition des erfolgreichen Vorgängers. Wie gut das Ergebnis geworden ist, ist daher die brennende Frage.

‚Seekers of the Truth‘ heißt der Auftakt des vierten Studioalbums der Herren um Hauptkomponist und Gitarrist Johnar Haaland. Der Song ist ein recht geradliniger Melodic-Death-Metal-Song im Stil der Band, mit einigen Tempovariationen und den Growls von Vocalist Andreas Frigstad. ‚Soul Adventurer‘ ist ein astreines Prog-Metal-Stück mit einem choral-mehrstimmigen Refrain und eingestreuten Growls. Die stehen bei den folgenden ‚Blood We Shed‘ und ‚Origin‘ im Vordergrund – das hier ist zum Auftakt Todesmetall der derben Sorte, der dann aber in den symphonisch-orchestralen Stil und zurück wechselt. Melancholisch klingt das, und erinnert in den ruhigeren Parts teils etwas an Bands wie Katatonia. Stimmungsvoll und gelungen. Dann findet ‚Times of Yore‘ vom Vorgängeralbum eine geschmackvolle und stimmige Fortsetzung, mit norwegischen Texten und ausgedehnten Orgel-Parts. ‚As The Black Horde Storms‘ hat den stärksten Black-Metal-Einschlag. Die waren bei „Ænigma“ stärker vertreten und ein hinterließen im Hinblick auf die Vielfalt einen sehr starken Eindruck. Wie die anderen Stücke von In Vain gibt’s auch hier Tempowechsel, chorale Background-Vocals und ruhige Passagen. Im Gesamten kommt hier die Intensität am ehesten an die große Klasse der Stücke auf dem Vorgänger heran. Der mit über sieben Minuten längste Track ‚Standing on the Ground of Mammoths‘ schließt das Album mit den Trademarks der Band ab: Bombastische Arrangements, Growls und Screams, Keyboards, ruhige Gitarrensoli, derbes Geknüppel. Auf der stark limitierten Special Edition gibt es mit ‚And Quiet Flows the Scheldt‘ (mit ausgedehntem Streicher-Einsatz) und ‚Ghost Path‘ (im Stil von Opeths „Watershed“) noch zwei exklusive Bonustracks, die die Mehrinvestition von drei Euro lohnen.

In Vain sind hervorragende Songwriter und Arrangeure, das beweist auch „Currents“ ohne den kleinsten Zweifel. Wer Melodischen Death Metal mit progressiven und symphonischen Einflüssen mag, der findet hier ein sehr gelungenes Metal-Album. An die intensive Gänsehaut-Liga des herausragenden Vorgängers kommt „Currents“ aber nicht ganz heran. Trotzdem klare Empfehlung!

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