Ende der Welt
Wenn selbst deine Eltern eine eigentlich nur Szenekreisen geläufige Punkband mit Namen kennen, klingt das gefährlich nach kommerziellem Ausverkauf und Auftritten im Musikantenstadl. Ist allerdings ein musikalisches BILD-Zeitungs-Bashing der Grund für die plötzliche Popularität, dürfte der geneigte Fan eher stolz sein. Letzteres ist bei ZSK der Fall. Klar Stellung zu beziehen ist den Jungs noch nie schwergefallen.
„Ende der Welt“ (Century Media Records) ist der neueste Streich der Berliner Polit-Punker, nach dem plötzlichen Medienrummel im Sommer 2020. Die Truppe macht trotz ungewohnter Popularität unbeeindruckt musikalisch und inhaltlich genau dort weiter, wo ihre langjährigen Anhänger sie erwarten: bester Deutschpunk mit Ansage. Also keine Gefahr, dass die Herren plötzlich am Samstagabend im öffentlich-rechtlichen Hauptprogramm auftauchen.
Die Scheibe startet kurz und bündig mit dem Gute-Laune-Punkkracher „Ich feier euch“. Es schließt sich eine Hommage an die vermeintlich unpolitische Jugend an, denn „Die Kids sind okay“. In diesem Song zählen ZSK all die politischen Aktivitäten auf, die die junge Generation auf die Straße treibt. Es folgen weitere Songs in klassischer melodiöser Drei-Akkord-Manier. Als Gründer der Initiative „Kein Bock auf Nazis“ gibt es erwartungsgemäß auch deutliche Ansagen und gesellschaftskritische Songs. Sie sind stolz auf „Alle meine Freunde“, denn „sie hassen die AfD“. Die Musiker können sich aber auch selbstironisch auf die Schippe nehmen und bescheinigen sich höchst amüsant in einer fiktiven Karriere „Kein Talent“. Dazu holen sie sich Rap-Unterstützung vom Hamburger Kollegen und ehemaligen Support-Act Swiss. Eine weitere Kollaboration mit Chris Barker von Anti-Flag gibt es auf „Sag mir wie lange“. Der Titel ist eine bitterböse Abrechnung mit den Verantwortlichen, die trotz „Blut und Scherben“ bei rechter Gewalt immer nur abwarten und statt zu handeln, über „Leitkultur diskutieren“.
Überraschend wird es mit „Stuttgart“ zu Beginn der zweiten Hälfte, als Sänger Joshi sehr persönlich eine Art offenen Abschiedsbrief an seine verstorbene Mutter singt. Bei „Rumstehen“ beschreibt die Band den Wunsch aller Musikliebhaber, nach der Corona-Zeit endlich wieder Konzerte sehen zu dürfen. Dabei schaffen sie es, den Hörenden wehmütig die Tourbilder vor Augen zu rufen, ohne dabei in Jammern zu verfallen.
Die CD schließt mit dem Song, der Ursache für die letztjährige mediale Aufmerksamkeit war. „Ich habe Besseres zu tun“ ist eine Hymne an den Virologen Christian Drosten (und gegen die BILD) und beendet nach 33 Minuten Spielzeit die kurzweilige musikalische Reise.
Diese zwölf Songs sind nicht das „Ende der Welt“ für ZSK, sondern ein weiteres amtliches Punkalbum. Nach dem Ausstieg des langjährigen Gitarristen und Songschreibers Beni legt Ersatzmann Ace eine sehr gelungene Feuertaufe hin. Freunde von Bands wie den Donots oder den Ärzten dürften Gefallen an diesem Werk finden.