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The Killer Instinct

Schafft man es, ein Album der Black Star Riders zu rezensieren, ohne Thin Lizzy zu erwähnen? Oh, zu spät. Aber selbst wenn man nichts über die Vergangenheit der Supergroup wüsste, würde einem schon in den ersten zehn Sekunden von „The Killer Instinct“ der Name von Irlands legendärsten Rockband in den Sinn kommen.

Und so ist es ja auch gewollt. Die Black Star Riders sind angetreten, um den Sound von Thin Lizzy auch im 21. Jahrhundert lebendig zu halten, aber ohne die Bürde des alten Bandnamens, der untrennbar mit dem vor fast 30 Jahren gestorbenen Phil Lynott verbunden ist. Doch es wäre kaum Etikettenschwindel, wenn auf dem neuen Album Thin Lizzy draufstünde. Und der wunderbare doppelte Gitarrensound von Scott Gorham und Damon Johnson ist aller Ehren Wert.

Auf den erwähnten Titelsong folgt der „Bullet Blues“, britischer Hardrock nach alter Schule. Klingt nach Feierabend der Arbeiterklasse in stickigen Pubs. „Finest Hour“ borgt sich eine leichte Prise irischen Folk. Vom Feierabend sind wir inzwischen im Wochenende gelandet, die Party läuft. Wie einst der große Phil verstehen es die Black Star Riders, auch die ernsteren Themen in schmissige Rocksongs zu verpacken, man höre zum Beispiel „Soldierstown“.

Die Gitarren von „Blindsided“ müssen jedem Hardrock-Fan wohlige Schauer über den Rücken jagen, während ehrliche Rocker wie „Through The Motions“ und das umwerfende „Turn In Your Arms“ ein unerklärliches Verlangen auslösen, die Faust in den Himmel zu recken und dann vielleicht noch den Zeigefinger und den kleinen Finger abzuspreizen. Das einzige, was dem Album aber fehlt, sind ein oder zwei Ausnahmetracks.

Was die Leitwölfe Scott Gorham und Ricky Warwick mit ihrer Truppe auf Platte bringen, ist ansonsten schon amtlich. Produzent Nick Rasculinecz, bekannt für seine Arbeit mit Rush oder den Foo Fighters, hat sicherlich nichts dem Zufall überlassen, um den Lizzy-möglichsten Sound aus der Band rauszukitzeln. Puristen könnten sich daran auch stören. Für alle anderen ist „The Killer Instinct“ ein starkes Hardrock-Album mit einem hervorragenden Sound. Dem von Thin Lizzy.

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