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YOUNG MEDICINE – Cold Blooded

„Cold Blooded“ (Fixt) heißt der zweite Longplayer der US-amerikanischen Band Young Medicine, die in einer wilden Mischung Metal, Hardcore, Emo und Synthwave miteinander kombiniert zu einem überraschenden und relativ alleinstehenden Mix. Das Trio aus Kansas City folgt damit seinem 2019er Erstling „Interlinked“.  „Cold Blooded“ ist zwar ein neues Album, aber es enthält tatsächlich nur wenig wirklich neues, unveröffentlichtes Material, denn fast alle Songs wurden im Lauf der letzten drei Jahre schon einzeln als Singles online gestellt udn waren einzeln beispielsweise über Bandcamp zu erwerben.  Eine eigenartige, aber wirtschaftlich wohl dennoch lohnende Veröffentlichungspolitik. Für Fans physischer Datenträger ist das Album, das diese Tracks nun einsammelt, natürlich dennoch ein Pflichtkauf, und für Neueinsteiger bietet es eine schöne Sammlung, um sich mit dem Schaffen der außergewöhnlichen Band vertraut zu machen.

Mit minimaler Instrumentierung produzieren Josh Hurst (Gesang und Gitarre), Bret Liber (Gesang und Keyboards) und Michael McEvoy (Drums) einen faszinierenden Genre- und Stilmix. Moderner Metalcore mit zwei Sängern, Screams, klaren Vocals – check. Gitarrenriffs, Synthwave-Keys, mit starken  80er Vibes oder ironischen Anspielungen, zum Beispiel im Opener ‚UFO Party‘, wenn „Akte X“-Fans genau wissen, welcher Soundtrack da zitiert wird – check. Depressive Texte treffen auf nerdige Querverweise und zeigen, dass auch Emos Spaß haben dürfen. Auffällig ist immer wieder, wieviel rohe Energie die Band entfacht und wie gelungen das Zusammenspiel der Gitarre mit den elektronischen Klängen ist.

Obwohl dem Boyband-Alter entwachsen, geht das Trio mit genau dieser Attitüde an seine Musik heran. Sperrige Songtitel wie ‚I’m Going To Hit Rock Bottom, You Guys Want Anything?‘ sind gepaart mit teils sperriger Musik, die aber immer wieder extrem melodiös wird und mit Tracks wie ‚Winter Soldier‘ und *Hot Chocolate‘ echten Ohrwurmcharakter entwickelt. Im Track ‚Parasocial‘ gibt es musikalische Unterstützung durch den Synthwave-Künstler Essenger, mit dem Young Medicine bereits auf dem Debütalbum zusammengearbeitet haben und für den sie auf dessen letzter US-Tour die Abende eröffnen durften. Elektro, Pop, Hardcore, Djent, Metal, Synth – es ist nicht einfach, Young Medicine in eine Genre zu stecken, und gerade das macht die Stärken dieser Band und dieses mitreissenden Albums aus, in das zu guter Letzt sogar noch ein Saxophon mit eingestreut wurde. Wer ungewöhnlichen Stilmixen offen gegenübersteht, sollte hier unbedingt mal ein bis zwei Ohren riskieren.

Note: 2+

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