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MONTREAL – „Das Emsland hätte definitiv was verdient!“

„Am Achteck Nichts Neues“ heißt die neue, mittlerweile achte Platte von Montreal. Yonas, Max Power und Hirsch sind seit mehr als 20 Jahren unterwegs, um ihre Version von Punk zu spielen. Wir hatten anlässlich der Veröffentlichung die Gelegenheit, mit Texter und Bassist Hirsch ein Mail-Interview zu führen. Wie uns die Platte gefällt, lest Ihr hier!

Moin! Kennt Ihr unser kleines Magazin Whiskey-Soda?

Klar! Haben wir nicht auch schon mal ein Interview gemacht? (Anmerkung der Redaktion: Trotz intensiver Recherchen können wir das leider nicht bestätigen) Und natürlich kenne ich es von so Zitaten, die andere Bands posten: „Ihr neues Album ist das Beste des Universums!“ sagt: Whiskey-Soda.

„Was ich bin“ heißt ein Lied auf der neuen Scheibe – Wie lebt es sich in einer Welt zwischen Alltagsjob, Backstage-Leben (und dabei mit „Star“-Kollegen) rumhängen und erfolgreiche Konzerte spielen?

Ha, Ha! Es könnte auf jeden Fall schlimmer sein…Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir das hier alles jetzt schon so lange als Freundeskreis machen können, und dabei so viele schöne Dinge erleben dürfen!

Wie muss man sich Eure Band-/Lebens-Orga vorstellen, eben zwischen Alltagsjob und (so vermute ich) zeitaufwändigem Musikmachen, insbesondere bei Studioaufenthalten oder längeren Tourabschnitten, zumal acht Alben in 21 Jahren ja schon bei „Vollzeit“-Muckern eine beachtliche Schlagzahl ist?

Wir machen das ja schon seit unserer Schulzeit zu dritt so, und das hat auch schon immer sehr viel Zeit und Raum in unseren Leben eingenommen, dadurch hat sich alles andere quasi eher drumherum gebaut – nach und nach.

Wie entstehen bei Euch die Songs? Entsteht alles gemeinsam, gibt es Veto-Rechte bei Unbeteiligten?

Das ist seit der zweiten Platte bei uns recht simpel aufgeteilt: Yonas schreibt die Musik, ich schreibe die Texte – diesmal war es glaube ich so, dass recht viele Texte zuerst da waren, und dann die Musik dazu kam. Zusammen mit unserem Produzenten Sascha bauen wir dann in seinem Studio Demo-Versionen, und da merken wir alle zusammen dann schon recht schnell, ob das in die richtige Richtung geht oder nicht. Vetos von außen gibt es nicht, aber wir zeigen die Lieder schon immer ein paar Leuten, wenn bei einem Lied mal alle HALT schreien sollten, würden wir das sicher nochmal überdenken, aber das kam so noch nie vor.

„Eine andere Stadt“ heißt es auf der neuen Platte, und Ihr singt zum Ende von den „Straßen von Oberhausen“. In früheren Songs habt Ihr über Cottbus (im Regen), Osnabrück, und (Mädchen aus) Berlin gesungen. Wie würde ein Song über Eure Heimat-/Gründungsstadt klingen – eher eine Hymne oder ein Diss?

Auf unserem ersten Album gibt es noch ein englisches Lied: „Burn down“ – das kann man schon als so ein Lied bezeichnen, auch die erste Strophe von „Eine andere Stadt“ gilt dieser Stadt, wo wir unsere Jugend verbracht haben – da muss man schon sehr phantasievoll sein, um da ein gutes Verhältnis rauszuhören.

Welchen Städten würdet Ihr noch gerne ein Lied widmen?

Dass so viele Städte in unseren Liedern auftauchen, liegt sicher daran, dass wir seit über 20 Jahren sehr viel in diesem Land unterwegs sind, und viele Geschichten an verschiedensten Orten erlebt und zu einigen Orten teils sehr intensive Beziehungen aufgebaut haben. Aber es sind erstmal keine weiteren Städte geplant. Vielleicht Regionen? Das Emsland hätte definitiv was verdient!

Bleiben wir bei dem Song. Mit Ingo Donot habt Ihr für „Eine andere Stadt“ einen prominenten Patenonkel gefunden. Wie kam es zur Idee, sowohl grundsätzlich Paten als auch Ingo speziell für diesen Song zu fragen, und gibt es weitere Paten für andere Lieder?

Plan ist, für alle neuen Lieder einen Lied-Paten zu haben, der das Lied kurz vorstellt, und somit auf den Weg schickt – Ingo war der erste, weil er dieses Lied in seiner Radio-Show bei BOB als Premiere gespielt hat. Das passte ganz gut zusammen, und weil er einfach einer der Besten ist, uns schon super lange kennt,  und sich netterweise immer sehr gründlich mit unserem Kram auseinandersetzt. Das wissen wir sehr zu schätzen! Man kann sich kaum einen besseren Lied-Paten vorstellen als ihn.

Eine Band lebt oft von den starken gegensätzlichen Persönlichkeiten der Mitglieder, wer von Euch ist eher die „Primadonna“ und wer der „Primat“, oder anders gefragt: Von welchen wechselseitigen Stärken lebt Eure Truppe?

Auch wir bringen tendenziell sehr unterschiedliche Wesenszüge mit, haben aber über die zwei Jahrzehnte sehr gut gelernt, mit denen klarzukommen, und diese, wo es geht, auch für uns zu nutzen. An der Frage, ob und wie man das notorische Zuspätkommen eines Mitglieds auch für irgendwas positiv nutzen kann, arbeiten sich aber nach meiner Beobachtung schon mehrere Generationen von Bands ab. Da können wir auch noch keinen Durchbruch verkünden.

Eure Art von Musik lässt natürlich immer an Referenzgrößen aus dem Genre denken. Bei „War es das wert“ zum Beispiel erinnerte mich der Chorus (insbesondere der Background) massiv an Die Ärzte bzw. Farin Urlaub. Wie sehr ist Euch beim Schreiben und Arrangieren wichtig, Euch von anderen Kollegen abzugrenzen und „Eigen“ zu klingen, oder baut Ihr gerne (heimlich) musikalische Zitate ein?

Uns fallen natürlich auch so kleine musikalische Zitate oder nennen wir es mal „Grüße“ auf – wenn diese nicht zu doll sind und in den Bereich der Kopie wandern, lassen wir das aber gern so. Wir legen es nie drauf an, dass ein Lied von uns wie „das und das klingt“, aber bei so einer langen Historie von Popmusik auf 12 Tönen ergibt sich zwangsläufig immer mal wieder eine gefühlte oder tatsächliche Nähe zu was Anderem.

Beim Lesen des Titels „Club 100“ habe ich zunächst an einen Song über das Streaming-Format aus Bremen gedacht, bei dem Ihr -neben vielen anderen Kollegen- in der Pandemie-Zeit aufgetreten seid. Wie habt Ihr damals den Auftritt ohne Publikum und die Strandkorbgeschichten wahrgenommen?

Klar war es nie unser Traum, in leeren Clubs Streaming-Konzerte oder vor geparkten Autos zu spielen, aber zu der Zeit war eben nichts anderes möglich, keiner konnte einem sagen, wie lang das noch so geht. Da haben wir immer zugesehen, das zu machen was irgendwie ging – das waren dennoch auch sehr spezielle Erfahrungen. Viele Leute, die vorher zwei bis drei Konzerte die Woche besucht haben, konnten damals monatelang nichts Derartiges erleben – da haben wir schon gespürt, wie dankbar die waren, als endlich irgendwas wieder stattgefunden hat. Uns hat das auch sehr gut getan, wieder losfahren zu können.

Fühlt Ihr Euch auf großen Festivals (z.B. Hurricane) wohler, wo Ihr eher eine kleine Nummer seid (und entweder entsprechend früh oder auf Nebenbühnen spielt), dafür ein Riesen-Publikum erreichen könnt, oder bei kleineren, wo Ihr zwar weniger Zuschauer, dafür bessere und längere Spielzeiten habt?

Für Fragen wie diese wurde die Floskel „Die Mischung macht es“ erfunden 🙂 Klar, ist das super bei Hurricane und Co. vor +20.000 Leuten zu spielen, und so auch mal neue zu erreichen, aber das ist in unserem Fall eben immer bei Tageslicht dann und eher kurz. Bei kleineren Festivals spielen wir wiederum später und länger, und da kommt auch wegen der Dunkelheit dann oft eine ganz andere Stimmung auf – ein guter Festivalsommer hat für uns also eine gesunde Mischung von beidem.

Bislang stehen nur eine Handvoll Shows (und einige Festivals) im Tourplan. Wie wird „Achteck“ in diesem Jahr noch weiter live gespielt?

Bands, die auf den großen Juni-Festivals spielen dürfen immer erst ab dann ihre eigenen Konzerte in der Region ankündigen, das betrifft in diesem Jahr auch uns – insofern muss man sich noch kurz gedulden, aber da muss man auch kein Raketenphysiker für sein, um zu ahnen, dass nach einer Albumveröffentlichung im Herbst/Winter auch Konzerte folgen werden.

 

Wenn die Jungs dann (nach dem Hurricane-Festival) weitere Termine verkünden, könnt Ihr das dann natürlich bei uns lesen! !

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Fotocredit: Ania Sudbin

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