
Drei Alben haben The Dead Daisies in unterschiedlicher Besetzung in den letzten drei Jahren veröffentlicht. Dabei immer jede Menge „Namedropping“ und viel Wechsel. Da stellt sich schon die Frage, ob es sich um eine „echte Band“ handelt, oder es eher eine Art Projekt mit wechselnden Gastmusikern ist. Darauf angesprochen, reagiert der blonde Herr von „Down Under“ sachlich und eher kurz angebunden:
„Klar sind wir eine richtige Band! Definitiv! Natürlich gab es einige Umbesetzungen seit wir 2012 angefangen haben, aber das ist bei vielen Bands in diesem Stadium ein ganz normaler Prozess.“
Seine Antwort auf die Frage, ob er denn noch eine „Wunschliste“ mit Musikern hat, mit denen er gerne zusammenarbeiten würde, passt da genau rein:
„In solchen Kategorien denke ich gar nicht, wenn es um meine Musik geht. So was wie eine Wunschliste habe ich nicht.“
„Klar ist es eine Herausforderung, aber ich kriege alles unter einen Hut. Ich verbringe viel Zeit damit, zu telefonieren und Mails zu lesen und zu beantworten. Ich halte nichts von Müßiggang – ich bin gern jede Minute, in der ich wach bin, aktiv. Was die drei Alben in recht kurzer Zeit betrifft: Wir sind einfach eine sehr kreative Gruppe von Leuten. Das ist natürlich eine hervorragende Voraussetzung für eine fruchtbare Zusammenarbeit. Wir schreiben unsere Songs immer alle zusammen als Gruppe und da werden dann immer jede Menge Ideen gesponnen.“
Eine gute Arbeitsatmosphäre also – und jede Menge Disziplin und harte Arbeit. Die Krönung der ganzen Sache: Lowy, erfahrener und preisgekrönter Luftkampfpilot, hat im australischen Temora ein Luftfahrtmuseum gegründet, in dem alte, flugfähige (Kampf)flugzeuge ausgestellt werden. Der Geschäftsmann und Musiker tritt mit Maschinen wie der Spitfire aus dem Zweiten Weltkrieg oder der Dragonfly aus dem Vietnamkrieg regelmäßig bei Flugshows auf. Daneben besitzt er auch eine Lizenz zum Transport von Personen mit seinem Gulfstream III Privatjet. Da kommt doch dem profunden Rockmusikkenner eine gewisse andere, prominente Person in den Sinn. Der Pilot, Geschäftsmann und erfolgreiche Rockmusiker Bruce Dickinson, Sänger der Metal-Veteranen Iron Maiden. Ob er Dickinson denn persönlich kenne und ob sie sich bei ihren Treffen eher über Musik oder eher über Flugzeuge unterhalten würden?
„Ja, ich kenne Bruce und wir sind auch schon zusammen in Temora geflogen. Als Bruce mit Iron Maiden kürzlich in Australien war, haben wir auch etwas Zeit miteinander verbracht. Wir haben uns über alles Mögliche unterhalten: Über die Musik, über das Fliegen aber auch viel über unsere Geschäfte, denn ich bin auch ein leidenschaftlicher Geschäftsmann. Bruce ist ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, Pilot und Musiker.“
Lowy nüchtern:
„Dabei ist kein Geheimnis. Wir sind ja schon eine Weile dabei und sind mit Classic Rock aufgewachsen. So bringt dann eben auch jeder seine Note mit in die Kompositionen mit ein. Mit Talent hat das übrigens alles sehr wenig zu tun. Ich sehe mich nicht als besonders talentiert. Ich gebe einfach alles bei dem was ich tue. Wenn überhaupt, dann sind also 10% Talent und 90% Schweiß das Erfolgsrezept.“
„Das leuchtet bei der Biographie des blonden Tausendsassas Lowy absolut ein. Und auch der Kommentar auf die Frage, welche drei Classic Rock Alben er mit auf eine einsame Insel mitnehmen würde.
„Ich kann mir absolut nicht vorstellen, auf eine einsame Insel zu ziehen. Das ist nichts, was ich jemals tun wollen würde. Aber drei Alben kann ich dir natürlich trotzdem nennen. „II“ von Led Zeppelin, „Back in Black“ von AC/DC und „L.A. Women“ von The Doors.
Nach einer abschließenden Lebensweisheit gefragt, kommt es wie aus der Pistole geschossen:
„Übernimm die Führung, ordne dich unter oder geh‘ verdammt nochmal aus dem Weg!“
Eine Arbeitsphilosophie die eindrucksvoll zeigt, wie man es so weit bringen kann wie die interessante Persönlichkeit David Lowy. Und gleichzeitig der hieb- und stichfeste Beweis, daß es sich beim Classic-Rock-Phänomen The Dead Daisies nicht um geschicktes Marketing handelt, sondern um etwas, das so bodenständig wie banal klingt: Jahrelange Erfahrung, echte Leidenschaft und harte Arbeit. Wenn dabei so etwas wie das neue Album „Make Some Noise“ herauskommt, dann ist das doch ein echtes Statement darüber, was Rockmusik sein kann und sollte.
Story: Daniel Frick
Fotos: The Dead Daisies