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WREST – Von happy sad zu sad sad

Hallo Stewart, stell dich und deine Band unseren Leser*innen doch einmal kurz vor!

Hallo, ich bin Stewart von der schottischen Indie-Rock-Band wrest. Wir sind vier schottische Jungs, die in und um die Altstadt von Edinburgh Musik machen. Wir machen Songs über das Leben: Verlust, Hoffnung und Verzweiflung – Glück und Traurigkeit. Man hat uns als „poetischen Indie-Rock“ bezeichnet, was meiner Meinung nach ziemlich gut zusammenfasst, worum es uns geht. Wir freuen uns darauf, im August wieder in Deutschland auf Tour zu gehen. Außerdem haben wir dieses Jahr einige tolle Festivals wie das Orange Blossom Special, das Rocken am Brocken, das Open Flair Festival oder das Oben Air Festival – kommt vorbei, wenn ihr ein Herz habt, das gebrochen oder geheilt werden muss – oder beides.

Ihr werdet v.a in Schottland, aber auch sonst ziemlich gehyped. Wie geht ihr mit diesem Status um?

Um ehrlich zu sein, es ist unglaublich, so gehyped zu werden. Wir haben so lange so viele Shows vor leeren Häusern gespielt und Musik veröffentlicht, die nie jemand gehört hat – jetzt in der Position zu sein, dass sich ein paar Leute dafür interessieren, was wir machen, fühlt sich großartig an! Es gibt ein paar seltsame Dinge – zum Beispiel, dass man auf der Straße erkannt wird. Ich wurde sogar von ein paar deutschen Fans in Edinburgh erkannt, als ich ein Bier getrunken habe, das war eines der seltsamsten Erlebnisse meines Lebens. Oder dass sich Leute unsere Texte tätowiert haben, womit ich ehrlich gesagt nie gerechnet hätte, als ich sie geschrieben habe. Zu wissen, dass es da draußen Leute gibt, die fühlen, was wir tun, ist großartig – das ist es, was uns jeden Tag so hart arbeiten lässt. Außerdem spielen wir im August im legendären Barrowlands in Glasgow – unsere bisher größte Show – ein absoluter Traum! Es gibt also auch gute Seiten!

Die „Bedtime Rhymes“-EP knüpft ja an „End All The Days“ an. Magst du konzeptionelle Musik?

Alle unsere Veröffentlichungen sind konzeptionell, und ich bin ein großer Fan von Alben als zusammenhängendes Werk. Wir würden nie eine Sammlung von zehn zufälligen Songs veröffentlichen – ich möchte Alben schreiben, die wie Romane sind: Die Songs sind wie Kapitel, und der Flow vom Anfang bis zum Ende ist wichtig. In der Streaming-Welt ist das wahrscheinlich eine etwas altmodische Sichtweise, doch ich glaube, die Leute schätzen immer noch die Langform, und ich würde das zuallererst als unser Genre betrachten. Wenn man sich eine Wrest-Platte anhört, wollen wir die Zuhörenden mit durch die Emotionen und Themen nehmen, die uns zum Zeitpunkt der Entstehung im Kopf herumschwirren und hoffentlich Gefühle finden, die sich auf dein Leben beziehen.

In diesem Sinne ist „Bedtime Rhymes“ thematisch wie eine Fortsetzung von „End All The Days“ – In „End All The Days“ ging es darum, dass ein Leben zu Ende geht und man nicht aufgibt, „Bedtime Rhymes“ ist wie die Nachwehen. Die Rückkehr zur Realität, wie eine weitere Etappe auf den Stufen des Kummers. Alles bezieht sich auf Gefühle und Ereignisse in meinem Leben, und ich hoffe, dass die Leute damit etwas anfangen können, wenn sie sich das Album und die EP anhören.

Das Artwork zu „Keep Going“ wurde mit einem Zitat aus The Great Gatsby von F. Scott Fitzgerald versehen. Wie kam es dazu?

Die EP heißt „Bedtime Rhymes“, und wir wollten ein literarisches Thema, das sich durch die ganze EP zieht. Das zeigt sich sowohl in den Illustrationen als auch in den Zitaten, die wir aus der klassischen Literatur entnommen haben. Ich hatte das Gefühl, dass es eine direkte Darstellung dessen ist, worum es in dem Song und der EP geht – der Moment der Erkenntnis, dass, obwohl die Dinge schlecht zu sein scheinen, neues Leben entsteht, die Zeit weitergeht und ein Gefühl der Erneuerung nach dem Winter entsteht, so wie die Blätter mit dem Sommer schnell wachsen. Das Buch selbst passt auch thematisch zu dem, was wir anstreben, eine Art Konzept des gescheiterten amerikanischen Traums. Dass man sich ein Leben aufbaut, aber alles sofort schiefgehen kann, manchmal, ohne dass man selbst viel dazu beigetragen hat. Das war ein perfektes Zitat für das, was wir auf der EP vermitteln wollen.

Produziert wurde die EP von Jamie Holmes (u.a. für Gerry Cinnamon), das Tonstudio gehört Mogwai. Wie viel Spirit schwingt bei so einer Produktion mit?

Beim Musikmachen geht es definitiv um den Spirit, und sowohl der Ort als auch die Leute sind entscheidend dafür, wie es am Ende klingt. Mit Jamie zu arbeiten war eine großartige Erfahrung – er hat wirklich viel Ahnung und bringt viel mit, wenn es darum geht, den Sound zu bekommen, den wir wollen. Die Arbeit in einem Studio dieses Kalibers oder die ganze Musik, die dort entstanden ist, hilft dir auch, dich als Musiker und Songwriter zu verbessern, und das fließt natürlich in die Musik ein.

Ihr veröffentlicht jetzt den Song „Keep Going“. Wir haben Stewart gebeten, ihn mit ein paar Linernotes vorzustellen.

Es geht darum, dass man im Leben in eine Position kommt, in der man die Kontrolle hat, in der man Entscheidungen treffen muss, die man nicht treffen wollte. Die bittersüße Erfahrung, dass man manchmal einen Anruf tätigen muss, den man nie machen wollte, und zwar in einer Situation, in der man nie sein wollte, man aber keine Wahl hat. Eine Ablehnung der Zeiten, in denen man im Rampenlicht steht, in denen man eine Entscheidung in einer Situation treffen muss, um die man nie gebeten hat, die man nie geplant oder gewollt hat, und mit der sich hoffentlich einige Leute identifizieren können.

“I got tall, never wanted the control”

Es geht darum, vorwärtszugehen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen, immer weiterzugehen und die Traurigkeit der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Es ist ein ziemlich trauriges Lied, und ich denke, dass die Eindringlichkeit des Textes zusammen mit den Harmonien die Botschaft des Liedes und der gesamten „Bedtime Rhymes“ EP unterstreicht.

“I’m walking on, a setting sun”

Fotocredit: Martin Mckeown

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