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AS I LAY DYING – Emotionales Band-Video zur Reunion

Die ehemals erfolgreiche Metalcore-Band As I Lay Dying hat beschlossen, in der Originalbesetzung wieder gemeinsam Musik zu machen. Die Band hat vor zwei Wochen die Single „My Own Grave“ veröffentlicht und am 16. Juni erfolgreich den ersten gemeinsamen Live-Auftritt seit der ungewollten Auszeit seit 2014 absolviert. Seit letztem Dezember hatten sich entsprechende Gerüchte um ein Comeback verdichtet, ursprünglich war davon die Rede, dass Sänger Tim Lambesis die Band nach seiner Haftentlassung mit einer neuen Besetzung reaktivieren werde. Die ehemaligen Mitglieder hatten in der Zwischenzeit die neue Band Wovenwar gegründet. Das Comeback hat in den letzten Wochen in der Metalcommunity und in den Sozialen Medien viele Fragen und auch hitzige Debatten aufgeworfen, wie das Comeback moralisch zu bewerten sei. Unter anderem hatte die bekannte US-Webseite Metalsucks die Kontroverse thematisiert.

Der brisante Hintergrund für all diejenigen, die die Geschichte wie aus einem Hollywood-Thrieller vor vier Jahren tatsächlich nicht mitbekommen hatten: Lambesis war 2013 inhaftiert worden, nachdem er seine damalige Frau durch einen Auftragsmörder hatte töten lassen wollen. Der vermeintliche Auftragskiller hatte sich als Undercover-Polizist entpuppt, Lambesis war im Februar 2014 zu sechs Jahren Haft verurteilt worden, nachdem er sich der Anklage schuldig bekannt hatte. Im vergangenen Dezember war er nach knapp drei Jahren vorzeitig aus der Haft entlassen worden und hatte kurz darauf ein reumütiges Statement auf der Facebook-Seite der Band veröffentlicht, das ebenfalls sehr kontrovers diskutiert worden war.

In der Zeit von Lambesis Inhaftierung war viel schmutzige Wäsche zwischen den ehemaligen Bandmitgliedern gewaschen worden. Dabei ging es nicht nur um die nachvollziehbare, entsetzliche Enttäuschung der verbleibenden Bandmitglieder, die plötzlich ihrer Lebensgrundlage beraubt waren, sondern auch um die gewachsene Endfremdung voneinander. Ein zentraler Streitpunkt war auch, dass die Band sich lange als „christliche Metalband“ bezeichnet hatte, was Lambesis kurz nach seinem Haftantritt zumindest in den späteren Jahren als Vorwand bezeichnet hatte, um mehr Platten zu verkaufen. Dies hatte Gitarrist Nick Hipa empört als verleumderisch zurückgewiesen.

In einem vor wenigen Tagen veröffentlichten, halbstündigen Video nimmt nun die komplette Originalbesetzung der Band Stellung zu der gesamten Thematik. Sie beschreiben in dem beeindruckend ehrlichen Video (in eher mittelmässiger Tonqualität; über Einstellungen -> Untertitel kann man bei Youtube zur Unterstützung Untertitel aktivieren) ihre Ängste, Wut, die seelischen und körperlichen Verletzungen sowie den öffentlichen Druck aufgrund des enormen medialen Echos vor allem in den USA  Es war ein langer Weg der Wiederanbahnung ihrer Beziehungen nach Lambesis Haftentlassung. Die Mimik der Jungs spricht Bände, vor allem Gitarrist Nick Hipa sieht man körperlich an, wie er gelitten hat.

Meiner Meinung nach ist die Veröffentlichung dieses Videos ein starkes Zeugnis über Vergebung und Versöhnung und der menschlich einzig gangbare Weg, mit der bitteren Vergangenheit abzuschliessen. Letzlich liegt es es an jedem Fan persönlich, was er mit der Geschichte nun tut. Für die einen ist die Band schon lange gestorben und wird es wohl auch bleiben. Aber wäre es nicht auch eine mögliche Option, den Jungs (und ihrer tollen Musik) nochmal eine Chance zu geben? Wenn es die Bandmitglieder tun können, deren Leben über etliche Jahre unmittelbar von Lambesis unfassbarer Tat beeinträchtigt war, könnte es dann nicht auch jeder simple Musikfreund tun?

Zum Abschluss möchten wir noch weiterführend auf einen sehr interessanten, ebenfalls englischsprachigen Blogeintrag auf der Webseite der Organisation Heartsupport hinweisen. Heartsupport wurde von Jake Luhrs, dem Sänger von August Burns Red gegründet. Die Organisation widmet sich der Online-Beratung von Menschen mit psychischen Erkranungen und in Lebenskrisen.

 

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