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JARLE SKAVHELLEN – Vom Nachholen und Weitermachen

Du hast “Monochrome Sunset” komplett alleine produziert. Was waren dabei die Vorteile?

Ich habe das meiste davon in meinem Heimstudio aufgenommen. Es war total befreiend, in eine Aufnahmesession einzusteigen, wann immer die Inspiration kam. Egal ob frühmorgens oder spät in der Nacht, ganz ohne Leistungsdruck zu bestimmten Uhrzeiten abliefern zu müssen. Natürlich ist es eine Herausforderung, dass dich niemand außer dir selbst antreibt und du dich ganz auf dein eigenes Urteilsvermögen verlassen musst. Alles in allem war es eine sehr lustige und herausfordernde Erfahrung, die mir definitiv geholfen hat, in den letzten paar Jahren nicht verrückt zu werden. Ich habe eine Menge über Produktion und Musik im Allgemeinen gelernt.

Und die Nachteile?

Ich habe es vermisst, mit einem externen Produzenten zusammenzuarbeiten. Dieses Jahr habe ich mich mit Tyler Johnson zusammengetan. Er produzierte mein erstes Album und war eine Weile in Norwegen, also kam er auf dem Rückweg nach Kanada für eine einwöchige Aufnahmesession in Bergen vorbei. Ich bringe also tatsächlich einige brandneue Songs mit auf Tour – es könnte sogar eine neue Veröffentlichung geben, während ich in Deutschland bin.

Welcher Song hat für dich persönlich die größte Bedeutung?

Sie alle haben einerseits eine ganz spezielle Bedeutung für mich. Andererseits ist es bei “Coming Home” am offensichtlichsten. Den Song habe ich geschrieben, nachdem ich meine Oma zum letzten Mal im Krankenhaus besucht hatte, kurz bevor sie starb. Darin geht es um ihre Sicht auf den Tod: Ihn mehr als Wiedervereinigung denn als Abschied zu sehen.

Deine Musik klingt supermelancholisch. Saugen Norweger das einfach mit der Muttermilch auf?

Ich glaube schon, dass es definitiv eine Gemeinsamkeit von Künstlern aus Bergen ist. Wir leben an einem der regnerischsten Orte der Welt, wir haben die Melancholie wirklich im Blut.

Bedauerst du es, dass so ziemlich alle jüngst veröffentlichten Platten in der Masse ein wenig untergehen und nicht die Aufmerksamkeit bekommen?

So geht es jedem Künstler gerade … Es wird immer Höhenflüge und lethargische Tiefen geben. Es macht keinen Sinn, sich zu sehr daran aufzuhängen. Ich muss einfach weitermachen.

Du bist nach deiner Tour im Sommer 2022 wieder zurück in Deutschland und Europa. Empfindest du das als ein Nachholen, weil es in den letzten zwei Jahren nicht so einfach war?

Absolut. Das habe ich in den letzten 2 Jahren wirklich vermisst: Neue Orte erleben und für ein neues Publikum auftreten. Ich bin schon total aufgeregt, wieder unterwegs sein zu können und freue mich darauf, die ganz neuen Songs live zu spielen. Ich habe während der Pandemie zwei Alben veröffentlicht, welche ich nicht betouren konnte. Also ja, ich habe definitiv einiges nachzuholen!

Was magst du am Touren hier am liebsten?

Jede Tour, die ich in Deutschland gemacht habe, war wirklich schön. In Deutschland herrscht eine andere Konzertkultur als an vielen anderen Orten. Das Publikum ist während des gesamten Sets immer sehr aufmerksam und komplett dabei.

Was für schlechten Angewohnheiten entwickelst du auf Tour?

Geschwindigkeitsüberschreitung … so viele Strafzettel.

Fotocredit: Andris Søndrol Visdal

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