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Working Title

Nathan Gray Workin Title Review

Als Nathan Gray 2018 sein erstes Soloalbum veröffentlichte, lag er voll im derzeitigen Trend, dass Frontmänner und -frauen amerikanischer Punkrockbands sich dem Singer-/Songwritertum widmen. War „Feral Hymns“ (End Hits) ein klassisches Soloalbum, auf dem sich Gray ausschließlich mit seiner E-Gitarre präsentierte und deutliche Einflüsse der britischen Solo-Punk-Legende Billy Bragg bemerkbar waren, ist „Working Title“ (End Hits) von Beginn an anders konzipiert. In voller Bandbesetzung werden die Songs in klassischem Punkrockgewand vorgetragen, bei dem sich schnellere Stücke mit Midtempo-Nummern abwechseln. Insbesondere bei Letzteren kommen immer wieder Springsteen-Anleihen durch, wie sie bereits seit vielen Jahren in der Musik von The Gaslight Anthem vorhanden sind. Zusätzlich wird für die Schaffung einer größeren Atmosphäre bei den ruhigen Liedern auf kurze, aber bewusst arrangierte Klavierparts gesetzt. Als Gast darf auch Grays guter Freund Chuck Ragan mit seiner Reibeisenstimme das Klangspektrum des Titeltracks erweitern.

Musikalisch hat sich seit dem Vorgänger also viel getan. Aber dabei bleibt es nicht. Denn daneben schlägt Nathan Gray textlich neue Wege ein. Vorbei sind die düsteren seelischen Zeiten, die er besonders intensiv auf „The Misery Index: Notes From The Plague Years“ (Burning Heart) von boysetsfire verarbeitet hat. Mit „Working Title“ blickt der Sänger positiv auf das Leben und die Zukunft:

„Yeah I’m still here // On these deserted roads I’ve found my way // From those forgotten years I’ve broken away // Life’s taken tolls from me and taken time // But left these scars to remind me why“

(„I’m Still Here“)

Ausschlaggebender Punkt für seine neu gewonnene optimistische Sicht auf die Welt ist für ihn das Entdecken und Erlernen der Selbstliebe, wie er in „I’m a lot“ ausdrückt:

„I keep some demons at bay I let some run loose and wild yeah they been screaming my name // Ever since I was a child // But the strength that I need keeps getting stronger every day I // found that loving myself drives those voices away“.

(I’m a lot“)

Diese positive Grundstimmung überträgt sich auf den Hörer und bildet das gelungene Fundament des Albums. Dennoch bekommt es auch einige Risse. Zwar können die einzelnen Lieder für sich genommen überzeugen, aber die Übergänge zwischen den Tracks sind häufig nicht ausgefeilt und wirken wie harte Brüche. Das schmälert den Genuss. Dennoch präsentiert sich Nathan Gray als gereifter und reflektierender Mann, der mit 47 Jahren nun endlich seinen Weg gefunden zu haben scheint, und somit von einer neuen und wirklich interessanten Seite. (Dominik Feldmann)

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