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When Death Comes

Zehn Jahre mussten mussten wir warten, bevor uns die dänische Artillerie mit einer ihrer seltenen, aber hochwertigen musikalischen Durchschlagskraft ein weiteres Mal durch die dunklen Straßen des Lebens prügeln. Hatte Artillery Mitte bis Ende der 80er Kultstatus erlangt, wurde es abrupt ruhig um die dänischen Thrasher. Halbherzige Reunions und ein uninspiriertes Album folgten, die zwar musikalisch die Hoffnung auf ein längeres Leben nährten, aber im Endeffekt nur ein kurzes Zucken war. Seit drei Jahren sind drei der Urmitglieder wieder dabei, Artillery eine Überlebenschance zu geben. „When Death Comes“ (Metal Mind Production) ist dabei so verdammt gut geworden, dass es einer Todsünde gleich kommen würde, jetzt wieder aufzugeben.

Schon die ersten Riffs nach dem Intro zum eröffnenden Titelsong, der auch zugleich eines der Highlight der Scheibe ist, reißen einen von der ersten Sekunde an aus den Stiefeln. Sie sind zwar nicht die Erneuerung des Genres, dafür aber messerscharf wie eine Kreissäge mit Skalpellklingen. Mit Søren Adamsen haben sich die Brüder Stützter einen versierten Shouter geangelt, der Akzente zu setzen vermag. Teilweise ist er extreme melodisch, ein wenig Aggressivität wie bei ,Upon My Cross I Crawl‘ wäre wünschenswert. Trotzdem harmonieren die Gesangslinien nahezu perfekt mit dem Riffing und die knallharte Schlagzeugarbeit sorgt für das notwendige Tempo, während der fette Bassound die zehn Songs zusammenhält. Viele Gitarren-Harmonien und Tempowechsel kombiniert mit schneidenden Riffs lassen die 5-Minuten-Songs zu wahren Kraftpaketen werden, selbst wenn sich Artillery in den Midtempo-Bereich wagt, wie bei ,10.000‘ zum Beispiel.

Kult-Thrasher aus den 80er souverän im neuen Millenium angekommen

Die engagierten Texte haben die Dänen beibehalten, was sie von den bösen Neo-Thrash Metal Bands wohltuend abhebt, die nur Tod und Zerstörung verbreiten. Nach 20 Minuten folgt der wütende, textlich intelligente, technisch rasende Höhepunkt von „When Death Comes“: ,Sandbox Philosophy‘, ein energetischer Ohrwurm. ,Delusions Of Grandeur‘ lässt einen kurz durchatmen, was bei den neun weiteren Klasse-Songs eigentlich gar nicht notwendig ist. Daher ist an dieser Stelle auch eine kleine Delle in der Spannungskurve zu verzeichnen, die schnell mit dem treibenden ,Not a Nightmare‘ ausgeglichen wird. Mit schleppenden ,Damned Religion‘ wird ein weiterer musikalischer und inhaltlicher Höhepunkt erreicht, welcher nahtlos in den nächsten Ohrwurm ,Uniform‘ über geht. Mit ,The End‘ und seinem einprägsamen Chorus ist dann Schluss, jedenfalls auf der CD-Version für Normalsterbliche, der Digi-pack enthält noch zwei Bonus-Tracks, das das Niveau locker halten.

So weit, so großartig das neue Machwerk Artillerys ist. Das Cover-Artwork mit dem Sensenmann, der durch Nebelschwaden reitet geht hingegen überhaupt nicht. Solche Cover waren in der Achtzigern in und damals hat sich die Band an weitaus besseren Gestaltungen orientiert. Für dieses grausame Klischee gibt’s glatt einen kleinen Abzug. Trotzdem bleibt „When Death Comes“ ein großartiges Thrash Metal Album der alten Schule im zeitgemäßen Gewand, das mit großer Sicherheit auch seine Freunde unter den jungen Headbangern finden wird.

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