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Walls

Trefflich lässt sich darüber streiten, ob die Kings Of Leon tatsächlich eine so relevante Band sind, wie Grammy-Auszeichnungen und Chartpositionen es vermuten lassen. Dass im großen Musikgeschäft und den zugehörigen Medien Bands wie die ihre oft künstlich aufgebläht und bis ins Unerträgliche gepusht werden, dafür sind die vier Herren Followill das beste Beispiel – überstieg ihr weltweiter Durchbruch spätestens mit ‚Come Around Sundown‘ doch deutlich sichtbar ihre menschlichen Kräfte und Grenzen als Band. Da war es nur klug, das ganze Projekt seit ihrer letzten Veröffentlichung ‚Mechanical Bull‘ (2013) etwas ruhen zu lassen. Der Titel ihres neuen Albums mag ein Hinweis darauf sein, dass in dieser Ruhezeit am eigenen Fundament gearbeitet, die Mauern gefestigt wurden.

Oder man glaubt Verlautbarungen, dass ‚Walls‘ die Abkürzung für We Are Like Love Songs darstellt. Das ist so abwegig nicht, ist die Liebe doch ein ständig präsentes Thema bei den Kings Of Leon. Auf dem neusten Album allemal, hat es doch mit einer großen Balladen-Dichte einen hohen Kuschelfaktor. Dabei mag die erste hymnische, gut tanzbare Single ‚Waste A Moment‘ noch andere Erwartungen geweckt haben, die viel mehr mit den vorherigen, rockigen Platten zu tun hatten. Dass die Zurückhaltung, die das neue Album im Ganzen letztlich ausmacht, diesen aber keinen Abbruch tut, davon zeugen prompte Platzierungen direkt an den Spitzen der Charts von UK, Irland, Neuseeland und nun endlich auch in den heimatlichen USA.

Auf dem Fuße folgen erste Meldungen wie die Nominierung als bester Alternative-Act für die europäischen MTV-Awards. Die Maschinerie läuft also, trotz dreijähriger Pause. Es ist aber nicht nur der Hype um ihre Band, von dem die Kings Of Leon nach wie vor profitieren. Tatsächlich liefern sie mit ‚Walls‘ sehr zuverlässig Qualitätsarbeit ab. Denn die vier sind auch und immer noch gute Musiker. Mit einem Produzenten wie Markus Dravs (Arcade Fire, Coldplay, Mumford & Sons, Florence and The Machine) im Rücken, konnte dann auch kaum noch etwas schiefgehen.

Nun gut, der Sound wurde von einigen Kanten, die ‚Come Around Sundown‘ so interessant machten, bereinigt. Das Album hat sicher nicht die Dramatik von ‚Only By The Night‘; eine gewisse Tiefe von damals wurde der Konsumfreundlichkeit geopfert. Trotzdem begeistert die Band mal wieder mit ihrem Können, auch wenn sie niemanden ob unerwarteter Neuerungen oder gar Experimente in Verwunderung versetzen wird. Bereits beim zweiten Durchhören hat man das behagliche Gefühl, ‚Walls‘ würde Einen schon das halbe Leben begleiten. Wer es also zulässt, für den sind die Kings Of Leon eine feste Konstante im Leben, die sich mit jedem Album neu bestätigt. Und so sind die Wände von ‚Walls‘ nicht die, die einengen, geschweige denn solche, die eingerissen würden. Sondern solche, die das Wohlbekannte abstecken und Halt geben.

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